Hunderte Schafe ohne Betäubung getötet: Politik und Tierschützer im Clinch

Hunderte Schafe ohne Betäubung getötet: Politik und Tierschützer im Clinch
Erschütternde Aufnahmen aus Betrieb im Bezirk Korneuburg werden Fall für den Staatsanwalt und Tierschutz-Landesrat Waldhäusl

Die teils angeblich verheerenden Zustände in Schlachtbetrieben beschäftigen seit Dienstag Politik und Tierschützer. Nachdem Tierschutzorganisationen wie RespekTiere oder der VGT schockierende Aufnahmen aus einem Schlachtbetrieb im Bezirk Korneuburg zugespielt bekommen haben wollen, wäre dazu kommende Woche eine Kampagne geplant gewesen. Doch der für Tierschutz zuständige Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) hat den Fall bereits öffentlich gemacht.

Grundsätzlich muss jeder Schlachtung eines Tieres in Österreich eine Betäubung vorangehen (meist mittels Bolzenschussgerät), mit einer Ausnahme: bei rituellen Schächtungen aufgrund zwingender religiöser Gebote (zum Beispiel Halal-Schlachtung) darf die Betäubung „unmittelbar“ nach dem Schnitt erfolgen, unter der unbedingten Anwesenheit eines amtlichen Tierarztes. Außerdem muss jeder Fall vorab der Behörde gemeldet werden.

Dieses geltende Gesetz soll in dem besagten Schlachtbetrieb im Bezirk Korneuburg hundertfach gebrochen worden sein. „Laut den Aufnahmen werden Hunderte Schafe gänzlich ohne Betäubung getötet. Es ist ein minutenlanger, grausamer Todeskampf. Die behördlichen Kontrollen haben total versagt“, sagt Tom Putzgruber von RespekTiere. Tierarzt soll bei den Handlungen jedenfalls keiner dabei gewesen sein. Der Fall wurde bereits bei der Staatsanwaltschaft zur Anzeige gebracht.

Hunderte Schafe ohne Betäubung getötet: Politik und Tierschützer im Clinch

FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl

Religionsfreiheit

Dass Waldhäusl darin einen „Schächtskandal“ ortet und sich auf die Religionsfreiheit einschießt, ist den Tierschützern so nicht recht. „Es geht nicht um irgendwelche Glaubensrichtungen und religiöse Rituale, sondern das Tierleid im Allgemeinen“, sagt Putzgruber.

Waldhäusl fordert hingegen „ein generelles Schächtverbot“ seitens des Bundes. Er verfüge über belastendes Material den Betrieb betreffend. „Aktuell schächtete man dort offenbar ohne Genehmigung unzählige Schafe ohne die vorgeschriebene Betäubung mittels Bolzenschussgerät. Im Rahmen einer Kontrolle bei der Tierkörperverwertung Saria ist man darauf gestoßen, dass keinerlei dahin gehende Spuren ersichtlich sind.“ Die Köpfe der Tiere weisen keinen Einschlag durch das Schussgerät auf. Der Landesrat habe die zuständige Fachabteilung zur restlosen Klärung der Umstände angewiesen.

Für die Landessprecherin der Grünen, Helga Krismer, sei die Kritik Waldhäusls völlig fehl am Platz. Als zuständiger Landesrat für Tierschutz liege es auch an ihm, das Bundestierschutzgesetz überall „auf Punkt und Beistrich“ zu exekutieren.Patrick wammerl

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