Horror-Haus: Der Albtraum in der Traiskirchner Falkengasse
Sabine und Sebastian Geyer lieben Halloween. Von ihrer Leidenschaft profitieren nun Gleichgesinnte.
Vor dem Haus parkt ein blutbeflecktes Auto mit L17-Taferl, im Carport liegen Knochen und Skelette aufgereiht und hinten im Garten wartet ein Stapel Grabsteine darauf, die frischen Gräber zu zieren. Willkommen bei den Geyers.
Die vierköpfige Familie aus Falkengasse in Traiskirchen (Bezirk Baden) ist keine morbide, niederösterreichische Version der Addams Family. Vielmehr sind sie Halloween-Fans mit Leib und Seele. Seit bald zehn Jahren verwandeln sie ihr Heim pünktlich vor dem 31. Oktober in "Geyer’s Halloween Horror House“ – zunehmend professioneller. Mittlerweile besuchen rund 6.000 Grusel-Fans am Wochenende vor und zu Halloween das detailreich dekorierte Grundstück der Familie – samt beweglicher Puppen, verkleideter Darsteller und visuellen Effekten.
Selbst im Garten geht es gruselig zu, der Eintritt zum Grusel-Spektakel ist frei - Spenden sind aber willkommen.
Gut eine Woche vor Halloween stehen überall am Grundstück der Geyers Kisten herum. Geister, Zombies, Spinnen und Clowns bevölkern Garten und Carport. Im Wohnzimmer werden bereits 130 Kilo Süßigkeiten in 1.800 Päckchen gepackt. Halloween beginnt bei Sabine und Sebastian Geyer eben schon lange vor dem 31. Oktober.
250 bis 300 Arbeitsstunden steckt das Paar jedes Jahr in ihr Horror-Haus – neben Vollzeitjobs und Familie. "Aber wer zählt schon mit“, sagt Sebastian Geyer und lacht. 23 Kubikmeter Lagerfläche nehmen Deko und Puppen mittlerweile ein.
Handarbeit
Was die Besucher zu sehen bekommen, ist vielfach selbst hergestellt: 30 Wandpaneele für das Besucherleitsystem, Grusel-Zubehör wie Herzen, Gehirne, blutige Skelette sowie die Konstruktionen, an denen die Puppen und Dekoelemente befestigt sind. Heuer werde etwa – passend zum Motto „Besessen“ – eine Figur „schwebend“ über den in Kunstnebel gehüllten Pool zu sehen sein.
Vergangenes Jahr hat Sebastian Geyer bereits ab Sommer an einer neuen Bar gebaut, die mit Durchlaufkühler und Gläserspüler alle Stückerl spielt. Denn auch auf das leibliche Wohl ihrer Besucher achten die Geyers. Mittlerweile sorgen zehn bewegte Puppen, acht lebensgroße Skelette, 40 Grabsteine und 20 Bildschirme, die von zwölf Mini-PCs betrieben werden für Schreckmomente.
Halloween ist ein Familienprojekt, da helfen auch die Kinder mit. Mit Unterstützung eines Nachbarn, eines Filmproduzenten, dreht die Familie sogar kurze gruselige Filmsequenzen, die dann auf mannshohen Leinwänden abgespielt werden. "Letztes Jahr haben wir eine OP-Szene gehabt, bei der wir unsere Tochter ausgeweidet haben“, erzählt Sabine ganz entspannt. Heuer, verrät Sabine, wird es eine Exorzismus-Szene geben.
Partyspaß
Dabei hat alles ganz harmlos begonnen: Mit Halloween-Feiern für Freunde und Familie. Und viel Deko. "Erst war es ein Raum, dann ist es das ganze Haus geworden“, erinnert sich Sabine Geyer. 2011 bauten sie ihr Haus in Traiskirchen und auch das wurde für die Partys bald zu klein. Man feierte draußen. Das lockte erst die Nachbarn und dann weitere Besucher an.
2019 gestaltete die Familie den Garten neu. „Wir haben darauf geachtet, dass es halloweentauglich wird“, erzählt Sebastian Geyer. Bei der Errichtung des Carports bekam der Zimmerer denselben Auftrag. „Der hat uns angeschaut“, erinnert sich der 51-Jährige. Vor drei Jahren musste die Gartenhütte weichen, damit die Besucher in einem Einbahnsystem über das Grundstück wandeln können.
Einmal flog die Familie auch in die USA und besuchte Halloween-Häuser in Florida. "Wir haben uns angeschaut, wie das die Profis machen“, erklärt Sabine. Dort entdeckten sie, dass die Familien mit ihren Veranstaltungen Spenden sammelten. "Wir haben uns gedacht, das ist eine gute Idee, uns in den Dienst der guten Sache zu stellen“, so das Ehepaar. Auch sie wollen den Reinerlös spenden.
Mehr Horror
Nach einer Lockdown-bedingten Pause fuhren die Geyers 2021 groß auf. Neben den Installationen tritt seither ein Musiker in einem Käfig auf, es gibt die Bar sowie eine Tombola. Das Horror-Haus ist mittlerweile als Verein organisiert und für die Veranstaltung gibt es eine Betriebsstättengenehmigung, ein Rettungskonzept und Straßensperren. Neben den Einnahmen für Getränke (ein Bier kostet vier Euro) finanzieren sich die Geyers durch Spenden. 10.000 bis 15.000 Euro nimmt die Familie selbst jährlich in die Hand. Heuer wurde etwa ein neuer Geist angeschafft.
Und es wird noch eine Schippe draufgelegt: Ein neuer Durchgang mit Puppen und Darstellern soll ein noch "intensiveres Erlebnis“ bringen, sagen die Geyers. Was für sie dabei rausspringt? . "Es ist schon sau anstrengend, aber wenn man sieht, wie sich die Leute freuen, ist es das wert.“
Infos zu Grusel-Spektakel
Das Halloween-Spektakel startet heute, Samstag, ab 16 Uhr und findet noch Sonntag sowie am 31. Oktober statt. Sänger Christian Stern sorgt für Unterhaltung. Das Motto lautet heuer "Besessen“. Exorzismus inklusive. Der Eintritt ist frei, Spenden erbeten. Auch für Kinder wollen die Geyers etwas bieten. Die Kleinen können Süßigkeiten sammeln und sich an singenden Kürbissen erfreuen. Mutigere wagen sich bei Tageslicht in den Garten, die Puppen bewegen sich da nicht. Ab 18 Uhr sollten Kinder unter zwölf das Gelände verlassen.
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