Hochwasser 2002: Das Leben nach der Flut

Hochwasser 2002: Das Leben nach der Flut
Soldaten brachten eine schwangere Frau durch die Wassermassen ins Spital. Überall herrschte Katastrophenstimmung.

Wie lange das schon her ist, sehe ich an meiner Tochter", erzählt Andrea Wagner aus Allentsteig, Bezirk Zwettl. Nadja ist kein Baby mehr. Auch nicht Mamas "Küken". Sie wird in wenigen Tagen zehn Jahre alt und ist eine kleine, chic gekleidete Dame. Trotzdem bleibt Nadja das "Hochwasserbaby 2002". Ausgerechnet zum ungünstigsten Zeitpunkt setzten bei ihrer Mama die Wehen ein. Der kürzeste Weg ins Spital führte durch die reißenden Kamp-Fluten.

Das Problem waren tagelange, sintflutartige Regenfälle. Vor zehn Jahren sind in Niederösterreich Kamp, Donau, Enns, Kremsfluss, Taffa, Ybbs, Weitenbach, Lainsitz und der Braunaubach meterhoch über die Ufer getreten. Insgesamt 9353 Häuser in 15 Bezirken waren betroffen. Besonders schlimm war es in Krems, Zwettl, Gmünd, Horn, Tulln, Amstetten und Melk. Das Hochwasser an der Donau war 2002 ein Jahrhundert-Ereignis, jenes am Kamp die schlimmste Flutkatastrophe seit ungefähr 1000 Jahren. Je näher der 13. August rückt, umso stärker werden wieder Wagners Erinnerungen. "Die Wehen hatten eingesetzt. Mit dem Rettungsauto sind wir von Allentsteig bis zur Ortseinfahrt von Zwettl gekommen", erzählt die 43-Jährige. Dort war Endstation, weil die Straßen schon meterhoch überflutet waren.

Zufall

Ihr Glück: In der Nähe stationierte Soldaten hörten zufällig den verzweifelten Funkspruch des Rettungsteams. Sie rückten innerhalb weniger Minuten mit einem tonnenschweren Militärfahrzeug an, luden die hochschwangere Frau um und fuhren mit ihr langsam durch die Fluten. "Das Wasser schoss über die Windschutzscheibe. Ich hatte große Angst, dass wir mitgerissen werden", schildert Wagner. Ihre Sorge wich erst, als sie am 13. August in der Früh ihre Nadja gesund und quietschvergnügt in ihren Armen halten konnte. "Heute weiß ich, dass sie tauchen und schwimmen mag. Vielleicht hat sie schon damals alles mitbekommen", sagt Wagner.

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