Hightech-Entwickler des Heeres

In Brunn/Gebirge wird entwickelt und getestet
Alles, was der Soldat am Körper trägt, wird in der Bekleidungsanstalt entworfen und getestet. Dem KURIER wurde ein Blick in die Zukunft gestattet.

Zuerst ist nur ein leises Knistern zu hören, dann reißen die ersten Fäden. Noch hält das Seil der tonnenschweren Zuglast stand, dem es in einer Maschine mit zwei Spulen ausgesetzt ist. Doch schon bald wird es mit einem Knall zerfetzen. Die Messwerte können in der Zwischenzeit auf einem Computer abgelesen werden. Denn zu wissen, wann das Seil der Belastung nachgibt, kann das Leben von Soldaten retten.

Es ist nur einer von hunderten Tests, die im Prüfzentrum in der Heeresbekleidungsanstalt in Brunn am Gebirge im Bezirk Mödling durchgeführt werden können. Einen Raum weiter befindet sich eine Art Dusche, in der Regenwetter simuliert werden kann. Hier wird erforscht, ob Bekleidungsstücke gut vor Nässe schützen, oder nicht.

"Es ist für Soldaten nicht nur sehr unangenehm, wenn Feuchtigkeit durch die Bekleidung dringt, es kann auch ihre Leistungsfähigkeit massiv einschränken", erklärt Oberst Eduard Nagel, der die Anstalt führt. Nur zwei dieser Geräte sind in Europa im Einsatz.

Zukunft

Die wenigsten wissen, dass die Heeresbekleidungsanstalt nicht nur in den vergangenen 50 Jahren eine Million Schuhe und fünf Millionen Stück Oberbekleidung an ihre "Kundschaft" ausgegeben hat, hier wird auch auf dem höchsten Stand der Technik Ausrüstung für die Armee entwickelt und getestet.

Hightech-Entwickler des Heeres
Heeresbekleidungsanstalt, eduard nagel
"Wir beschäftigen uns mit der Zukunft und nicht mit der Gegenwart", betont Nagel. Emsiges Treiben herrscht auch in der Abteilung Produktentwicklung, ein Paradies für Angehörige des Bundesheeres. Denn hier wird monate-, oft auch jahrelang, an neuen Produkten gefeilt – vom Rucksack, über Schuhe bis hin zu Skiern, die nun den Gebirgsjägern zum Testen übergeben werden sollen.

Letztere stellten Entwicklungstechniker Herbert Engel vor ganz neue Herausforderungen. "Mit Skiern hatte ich bislang noch nicht viel zu tun", erzählt er. Weil das bisherige Modell völlig veraltet ist und die Bindung längst nicht mehr hergestellt wird, bekam er den Auftrag ein neues Modell zu entwickeln. "Die Anforderungen an einen Soldaten sind natürlich andere als die an einen Hobbyskiläufers. So mussten wir zum Beispiel an den Kanten einiges ändern", erzählt Engel.

Stolz präsentiert er auch einen Rucksack, der den Soldaten das Leben erleichtern soll. "30 Prozent weniger Gewicht und es passt mehr hinein."

Nachwuchssorgen

Eine neue Ausgangsuniform sollen die Armeeangehörigen ebenfalls bekommen. Das derzeitige Modell, das es in 96 verschiedenen Größen gibt, hat sich seit Jahrzehnten praktisch nicht verändert. Textiltechniker entwerfen bereits die ersten Schnittmuster.

Dass die Textilbranche in Österreich seit Jahren ums Überleben kämpft, trifft auch das Heer hart. "Es ist schwierig geworden, Personal zu finden. Wenn irgendwo Betriebe zusperren, dann versuchen wir, die Leute zu uns zu bekommen", berichtet Nagel. Teilweise werden auch Lehrlinge in der Bekleidungsanstalt ausgebildet. Beim Heer hat dieser Job Zukunft – im wahrsten Sinn.

Kommentare