Ehepaar kämpft für Kirche in Mödling: "Brauchen ein spirituelles Zentrum"

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Elisabeth und Klaus Pollheimer hoffen, den angekündigten Verkauf der Herz Jesu Kirche noch verhindern zu können.

Die Tage der Herz Jesu Kirche im Mödlinger Stadtteil Schöffelstadt scheinen gezählt zu sein. Mit der Ankündigung, das Gotteshaus auflassen und veräußern zu wollen, hat die Erzdiözese Wien bereits im Jahr 2023 aufhorchen lassen. Seither laufen unter den Gläubigen der Pfarrgemeinde Bemühungen, ihre Kirche doch noch zu retten.

An vorderster Front: das Ehepaar Elisabeth und Klaus Pollheimer. Die beiden sind seit vielen Jahren in der Pfarre aktiv. Und sie können die Argumente der Erzdiözese für das Ende ihrer Kirche nicht nachvollziehen.

Man wolle „auf die Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte in Welt und Kirche reagieren und für zukunftsfeste Strukturen sorgen“, heißt es in der Begründung aus Wien. Das „jetzt sehr ineffizient genutzte Areal“ werde neu konzipiert. „Der Moment ist gekommen, wo die Pfarren St. Othmar und Herz Jesu zusammengehen und ihre Kräfte bündeln.“

Pfarrzusammenlegung

Daher wird Herz Jesu ab 1. Jänner 2026 mit der zweiten Mödlinger Pfarre St. Othmar und der Pfarre Wiener Neudorf zusammengelegt. Doch auch wenn die Kirche nicht mehr als solche genutzt werden soll, hat die Erzdiözese beschlossen, den „Theresiensaal“ der Pfarre wieder – wie schon bis 1971 – kirchlich zu nutzen. Allerdings jetzt multifunktional.

Genau das sieht Elisabeth Pollheimer jedoch mit gemischten Gefühlen. „Es ist ein Veranstaltungssaal, wir brauchen aber auf jeden Fall auch weiterhin ein echtes spirituelles Zentrum in der Pfarre“, betont sie. „Das kirchliche Leben muss erhalten bleiben – was wir derzeit aber leider nicht erleben.“ Die Vorbereitungsstunden für Firmung und Erstkommunion etwa würden schon nicht mehr in Herz Jesu stattfinden.

„Kirchenaustritte drohen“

Die Zusammenlegung mit St. Othmar sehe man an sich nicht als Problem. Dass Heilige Messen dann allerdings großteils dort stattfinden sollen, sehr wohl, sagt Klaus Pollheimer. „Vor allem für ältere Menschen ist die Entfernung so groß, dass sie den Weg nicht auf sich nehmen wollen. Ich denke, dass dieser Schritt zu Kirchenaustritten führen würde.“

Dem Argument, der Besuch der Messen in Herz Jesu sei stark rückläufig, widerspricht Klaus Pollheimer aber: „Wir zählen jetzt jeden Sonntag. Es sind zwischen 80 und 110 Menschen in der Kirche. Bei drei Messen heuer waren es mehr als 200.“ Der Theresiensaal eigne sich daher nur bedingt: „Wir wollen keinen Veranstaltungssaal, in dem wir jedes Mal vor Messen hin- und herräumen müssen, um dann in einer Ecke Sessel aufstellen zu können.“ Auch für Seniorennachmittage und Feste werde regelmäßig ausreichend Platz benötigt, gibt Elisabeth Pollheimer zu bedenken.

Finanzielle Gründe für den Verkauf sieht das Ehepaar keine: „Die Pfarre bilanziert positiv.“ Unter anderem dank Einnahmen von Mobilfunkanbietern, deren Sendeanlagen im Kirchturm Platz gefunden haben. Ihr Vorschlag: „Es stehen rund 3.400 Quadratmeter zur Verfügung. Statt alles wegzureißen, könnte man auf den derzeit freien Flächen etwas errichten, das Einnahmen bringt. Einen Kindergarten oder Betreutes Wohnen zum Beispiel.“

„Keine pastorale Wüste“

Ihre Hoffnungen ruhen diesbezüglich auf der Stadtgemeinde Mödling. Diese müsste als zuständige Behörde nämlich die Widmung des Grundstückes ändern, um eine neue Nutzung zu ermöglichen – was man derzeit nicht vorhabe, wie Stadtrat Stephan Schimanowa (SPÖ) bereits klargemacht hat.

„Wir hoffen immer noch auf ein Umdenken“, sagt Elisabeth Pollheimer – und appelliert: „Es gibt Menschen, die sich in dieser Pfarre wirklich engagieren. Ich verstehe nicht, dass die Erzdiözese nicht die Interessen der Gläubigen in den Mittelpunkt stellt. Die Schöffelstadt darf keine pastorale Wüste werden.“

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