Heikles Spiel mit dem Otter-Leben

Farce um Abschuss-Möglichkeiten in NÖ / Kärnten will Fischotter "abschieben".

Für die Karpfenzüchter ist das Abfischen ihrer Teiche seit Jahren alles andere als ein lukratives Geschäft. Wenn sie dieser Tage in ihre Netze blicken, kommen weit weniger Fische als üblich an die Wasseroberfläche. Ein wesentlicher Grund: Der durch das EU-Recht streng geschützte Fischotter krallt sich etwa im Waldviertel inzwischen 30 bis 40 Prozent des jährlichen Karpfenbestands.

Dass das Land NÖ die gezielte Bejagung des Fischotters erlauben will, hörte sich für die Teichwirte vor einem Jahr noch wie ein Segen an, entwickelt sich allerdings zusehends zur Farce. Dort, wo die Otter-Jagd notwendig wäre, dürfe man auch künftig nicht schießen, heißt es. Die Kärntner setzen vorerst lieber auf "Fangen und Abschieben" statt auf gezielte Abschüsse, was zumindest die Tierschützer (vorerst) beruhigt.

Heikles Spiel mit dem Otter-Leben
Abfischen, Karpfenzucht, Waidhofen an der Thaya, Waldviertel, Fischotter, Gefahr.
Während die Verordnung zur "Regulierung der Biberpopulation" in Niederösterreich bereits erlassen ist, um Hochwasser-Schutzbauten vor Beschädigungen durch das Anknabbern der Hölzer zu schützen, fehlt derzeit noch eine gesetzliche Anweisung, um auch den Fischotter ins Visier zu nehmen. Der Grund sei die Komplexität der Sachlage. Durch den europaweiten Otter-Schutz seien die Möglichkeiten für einen gezielten Abschuss eingeschränkt. Deswegen spürt man schon jetzt, dass die Teichwirte nur noch wenig erwarten. "Das Gesetz wird uns nicht weiterhelfen", sagt Thomas Kainz, Karpfenzüchter in Waidhofen an der Thaya und Obmann des Österreichischen Teichwirteverbands. Einem Vorschlag zufolge soll die Jagd auf den Fischotter bei größeren Gewässern verboten bleiben. "Und zwar, weil sich diese Teiche im Natura-2000-Gebiet befinden. Mehr als die Hälfte unserer Wasserflächen ist davon betroffen", sagt Kainz: "Dort, wo der Fischotter leicht auf Beutefang gehen kann, soll er weiterhin geschützt bleiben."

Auch Willibald Hafellner, Leiter des Kinsky’schen Forstamts in Heidenreichstein, Bezirk Gmünd, kann keine spürbare Erleichterung erkennen. "Von der Witterung her hätten wir heuer ein gutes Jahr. Aber wir spüren, dass der Fischotter da ist", sagt Hafellner, der 400 Tonnen Karpfen pro Jahr – vor allem für das Weihnachtsgeschäft – produziert. "Die Sachlage rund um den Otter ist sehr heikel. Auch der Naturschutz wichtig", weiß Hafellner, der dennoch auf effiziente Lösungen hofft.

Argumente

Christina Wolf-Petre, Expertin bei der Naturschutzorganisation "WWF", fragt sich, wie das Land NÖ eine Jagd auf den Otter argumentieren will. Sie kann nicht nachvollziehen, woher die Zuständigen verlässliche Zahlen zur Population nehmen wollen. "Wir wissen so wenig über den Otter. Und noch viel weniger, wie viele Tiere existieren", sagt Wolf-Petre. Laut einer Broschüre aus dem Jahr 2012 soll es alleine in NÖ 300 bis 500 Individuen geben. "Statt der Jagd gibt es auch Alternativen, wie etwa das Schaffen von Ablenkteichen", sagt Wolf-Petre.

Derzeit hält sich die nö. Landesregierung mit Aussagen zurück und verweist darauf, dass der Managementplan im Dialog mit den Naturschutzorganisationen noch überarbeitet wird. "Wir wissen, dass es kompliziert ist", sagen die Experten der Fachabteilung. Gleichzeitig sprechen sie das Förderprogramm für Vorsorgemaßnahmen an. Für fischotterdichte Zäune und für die von Ottern verursachten Schäden an Teichen fließen jährlich jeweils rund 40.000 Euro.

Unterdessen hat Kärnten die Otter-Jagd zumindest bis 2019 abgesagt. Denn im Rahmen eines EU-Projektes sollen Fischotter in Kärnten gefangen und nach Holland exportiert werden, um dort angesiedelt zu werden. Kärnten will dafür pro Jahr acht Tiere außer Landes schaffen.

Im Burgenland spricht man von einem funktionierenden Managementplan. Durch die Einzäunung der Gewässer seien Schäden kaum noch vorhanden, heißt es.

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