Heer: "Die Kostentreiber reduzieren"

Heer: "Die Kostentreiber reduzieren"
Dem Heer in NÖ stehen schwere Zeiten bevor. Es muss an allen Ecken und Enden gespart werden. Militärkommandant Striedinger im Interview.

Als unkompliziert beschreiben ihn seine Mitarbeiter. Militärkommandant Rudolf Striedinger, 50, hämmert selbst in die Computer-Tastatur, um so manchen Befehl zu schreiben. Und wenn sein Chauffeur zu einem dringenden Termin muss, setzt er sich eben höchstpersönlich hinters Steuer.  Es hat sich einiges verändert im Militärkommando NÖ: Striedinger gilt als ruhiger und besonnener Typ.  Auf den Niederösterreicher warten aber schwere Aufgaben, den dem Heer stehen aufgrund der Sparmaßnahmen harte Zeiten bevor.

KURIER: Herr Brigadier, Sie sind in den vergangenen Monaten durch die Kasernen getourt. Wie ist die Stimmung in der Truppe?
Rudolf Striedinger: Wir haben klare Aufträge und brauchbare Mittel, um unsere Aufträge zu erfüllen. Natürlich gibt es Beschränkungen durch die Sparmaßnahmen, wie etwa die Kilometer-Reduktion bei den Panzern. Trotzdem: Auf der Ebene der Truppe ist die Stimmung in Ordnung.

Die Regierung diskutiert über Sparpakete. Was kommt auf das Heer zu?
Da gibt es zwei Aspekte. Das Sparen beim Betrieb, und die Struktur des Heeres an die künftigen Budgetmittel anzupassen. Wir sind gezwungen, bei den Kostentreibern zu reduzieren. Und das ist das Personal. In welcher Dimension dieser Schnitt ausfallen wird, steht noch nicht fest.

Kann das Heer dann künftig Krisenfälle wie etwa die Schneemassen im Westen bewältigen?
Dass jedenfalls. Solche Katastrophenfälle werden wir auch künftig mit Sicherheit bewältigen können, egal wie das Heer  in Zukunft aussieht.

Gilt das auch für Hochwasser-Einsätze?
Hier ist die Lage etwas anders, weil man beim Hochwasser schlagartig viel mehr Leute braucht. Hier kann es rasch zu Kapazitätsgrenzen kommen. Wenn in der Sichheitsstrategie davon die Rede ist, dass für diese Fälle künftig 12.500 Soldaten bereitstehen sollen, muss man es aber auch schaffen, im Fall eines Hochwassers diese Mengen gleichzeitig an die Rampe zu bringen.

Stichwort Kasernenstandorte. Neulengbach und Klosterneuburg werden in absehbarer Zeit geschlossen. Ist der damit der Plafond schon erreicht?
Eine Zahl will ich nicht nennen. Aber wir müssen unsere Organisation voraussichtlich um mehrere Tausend Bedienstete reduzieren. Das wird sich irgendwo auswirken. Grundsätzlich ist klar: Standorte kosten Geld. Wenn man Betriebsmittel einsparen will, kann man das nur, wenn man Standorte schließt, in dem man eine gewisse Konzentration an Kräften so durchführt, dass Liegenschaften ordentlich genützt und dafür andere aufgelassen werden. Voraussagen lassen sich aber überhaupt nicht machen.

Die Melker Pioniere warten noch immer auf den Ausbau der Kaserne. Wie ist hier der aktuelle Stand?
Laut Minister Darabos soll die Ausschreibung noch heuer stattfinden. Derzeit laufen die Überlegungen, wie viel die Pioniere selbst bei diesem Bauvorhaben machen können, um dadurch einen Spareffekt zu erzielen.

Auch die Auslagerung der Heeresforstverwaltung  am Truppenübungsplatz Allentsteig wird immer wieder heiß diskutiert.
Dazu gibt es eine klare Position: Der militärische Übungs- und Schießbetrieb darf nicht beeinträchtigt werden. Aus Erfahrung wissen wir, dass nur dann, wenn eine Stelle das Sagen hat, die Dinge funktionieren. Die Führung muss deswegen innerhalb des Bundesheeres in einer Hand bleiben. Es darf nicht zu einer Auslagerung kommen. Ziel ist, dass die Heeresforste innerhalb der Organisation Bundesheer bleiben.

Zu Ihnen persönlich. Ist das Militärkommando für Sie nur eine Zwischenstation auf der Karriereleiter?
Wenn ich daran denke, wie lange ich noch arbeiten muss,  dass ist derzeit bis 65, dann sind das noch 15 Jahre. Deswegen möchte ich nicht sagen, dass ich den Rest meiner Dienstzeit in NÖ verbringen werde. Ich will das aber auch nicht ausschließen.

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