Harfenistin Petra Mallin: Von zauberhaften Saiten und Klängen

Von Theresa Vogl
Im sehr jungen Alter von drei Jahren sah Petra Mallin bei einer Geburtstagsfeier in Wien zum ersten Mal eine Harfenistin auf der Bühne spielen – sofort war ich klar: „Das will ich auch einmal machen!“
Bis dahin war es für die Wolkersdorferin (Bezirk Mistelbach) aber ein langer und harter Weg. „Meine Familie war natürlich erst mal skeptisch. Außer meinem Urgroßvater hatte niemand in der Familie etwas mit Musik am Hut“, erinnert sie sich. Dennoch blieb sie stur bei ihrer Forderung, die Harfe zu erlernen, und im Alter von sechs Jahren wurde ihr dieser Wunsch dann auch erfüllt.
Ihre Eltern ermöglichten es, ihr Privatunterricht zu nehmen, und bald darauf ging es für sie nach Kitzbühel zu einem Instrumentenbauer, um ihre erste eigene Harfe auszusuchen. „Das ist eine richtige Spielerei, man kann sich die Beholzung und die Besaitung aussuchen, wie sie verziert werden soll und vieles mehr“, erzählt Mallin. Die Harfe hat damals schon an die 5.000 Euro gekostet. Gewartet hat sie damals rund ein dreiviertel Jahr auf das sieben Kilogramm schwere Instrument, bis es endlich den Weg zu ihr nach Wolkersdorf gefunden hat.
Rückschlag: Diagnose Epilepsie
In Mallins Kopf war stets der Traum verankert eine große Konzertharfenistin zu werden. Ein privater Rückschlag, die Diagnose Epilepsie, habe sie in ihrer Jugend aber davor abgeschreckt. „Alle haben immer gesagt: Was ist, wenn du auf der Bühne einen Anfall bekommst?, das hat mir schon Angst gemacht“, so die Harfenistin. Daher hat sie erst mal einen sicheren Berufsweg eingeschlagen und die Musik blieb nebenher ein Hobby.
Doch der Traum war zu stark und sie versuchte ihr Glück als Musikerin. Es sei gar nicht leicht gewesen, sich einen Namen in der Branche zu machen, vor allem weil für sie klar war, dass sie nicht in einem klassischen Orchester sitzen möchte, sondern ihre eigene Musik spielen will. „Ich habe mich in die SCS oder in Fußgängerzonen gestellt, um ins Gespräch zu kommen und langsam angefangen Unterricht zu geben – so ist der Stein dann ins Rollen gekommen“, erzählt Mallin.

Petra Mallin
Mittlerweile spielt sie auf Events Harfe und wird von Größen wie Gucci und Co. gebucht. Sie gibt aber auch weiterhin für Kinder, Jugendliche und Pensionisten Harfenunterricht, der individuell abgestimmt ist. Und sie komponiert eigene Musikstücke für Theateraufführungen und studiert Lieder aus verschiedenen Genres wie Pop, Klassik, Metall und Rock für Veranstaltungen aller Art ein.
Glück und Trauer
Ihr Hauptgeschäft sind aber zum Großteil Hochzeiten. Das hat sie mit ihrem Ehemann Reinhard gemeinsam, der als renommierter Herrenschneider arbeitet. Die beiden haben sich damals auch über Hochzeiten kennengelernt, verrät Mallin. „Hochzeitsdienstleister aus der Umgebung kennen sich irgendwann und empfehlen sich auch weiter – so war es bei uns auch.“ Mittlerweile haben sie sogar schon das eine oder andere Brautpaar gemeinsam betreut und es mache Spaß zusammenzuarbeiten und eine Leidenschaft zu teilen.
Vom schönsten Tag im Leben ist es oft aber nur ein schmaler Grat zur schwersten oder letzten Stunde, zumindest für Petra Mallin. Seit Corona beschäftigt sich die Wolkersdorferin mit Musikheilkunde. „Die Harfe und auch das Klavier sind die einzigen Instrumente, die im Körper auf eine tiefere Ebene gehen“, sagt sie. Seit ihrer Ausbildung spielt sie als soziale Begleitung in Krankenhäusern, Palliativ- und Intensivstationen bis hin zur Sterbebegleitung. Dabei ist sie flexibel und passt sich den Bedürfnissen und Wünschen der Patienten an, um sie persönlich anzusprechen und ihnen dabei zu helfen sich unter Umständen wieder an etwas Bestimmtes, wie einen schönen Moment, zu erinnern. „Besonders bei Demenzpatienten ist das zu beobachten, auf einmal sind sie ganz emotional und schwelgen in Erinnerung“, weiß sie.
Das Spielen dort ist für sie dennoch ein starker Kontrast zu ihren anderen Auftritten, es helfe ihr aber gleichzeitig dabei bodenständig zu bleiben. „Wenn man sonst bei Luxusveranstaltungen spielt, dann holt einen ein Auftritt in solchen Räumlichkeiten als Mensch wieder sehr herunter. Da wird einem bewusst, dass Status und Geld in den letzten Stunden des Lebens nicht unwichtiger sein könnten.“ Was man mit Musik und speziell mit Harfenklängen alles bewirken kann, ist für Petra Mallin nach wie vor die Bestätigung, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen hat. Zu den 22 Jahren, die sie nun schon hinter der Harfe sitzt, sollen noch viele weitere hinzukommen.
Kommentare