Handwerker spielt die erste Geige

Reparieren, restaurieren, anfertigen: Gabor Kilyenfalvi liebt die Arbeit an Geigen
Gabor Kilyenfalvi baut in seiner Werkstatt in St. Pölten begehrte Instrumente.

"Entschuldigen Sie bitte das Chaos, aber ich bin erst vor Kurzem hier eingezogen", sagt Gabor Kilyenfalvi während er durch eine Altbauwohnung in St. Pölten führt. Dem gebürtigen Ungar mit dem wilden Wuschelkopf ist die Unordnung etwas peinlich. Denn die Tische verschwinden förmlich unter den Materialien, die der 56-Jährige braucht, um seiner Berufung, wie er es nennt, nachzugehen: dem Geigenbau.

Handwerker spielt die erste Geige
geige, Gabor Kilyenfalvi
Es ist eine Arbeit, die viel Konzentration verlangt und viel Liebe zum Detail. "Für die Fertigung einer Geige benötige ich etwa 200 Stunden", sagt der Geigenbauer. Jeder Arbeitsschritt wird per Hand ausgeführt, dafür erhält jeder Käufer auch ein Unikat – das seinen Preis hat. Mindestens 8000 Euro muss man berappen, um eine Geige "Made by Kilyenfalvi" zu erhalten. Die Liebe zu dem Streichinstrument wurde bei ihm schon früh entfacht. Im Alter von vier Jahren spielte er zum ersten Mal Geige, zahlreiche Wettbewerbe folgten. Bald schon faszinierte ihn das Geigenbau-Handwerk. Nach der Matura absolvierte er seine Lehre in der Franz Liszt Musikakademie in Budapest, die er 1985 mit der Meisterprüfung abschloss.

Leihgaben

Jetzt zählt Kilyenfalvi zu den Besten seines Fachs. So hat er schon für Orchestermitglieder der Wiener Philharmoniker, der Niederösterreichischen Tonkünstler sowie für das Wiener Kammerorchester und die Wiener Symphoniker gearbeitet.

Zudem repariert und restauriert der 56-Jährige auch Violinen. Und: Wer sich eine Geige nicht leisten kann, der kann sie bei Kilyenfalvi auch mieten. "200 Instrumente verleihe ich derzeit."

Tatort-Auftritt

Leuchtende Augen bekommt der Künstler, wenn man ihn auf Antonio Stradivari anspricht, den viele als den besten Geigenbauer der Geschichte ansehen. "Er hat für die damalige Zeit (1648 bis 1737, Anm.) Instrumente gebaut, die bis heute einzigartig sind. Er hatte aber auch das perfekte Geigenholz zur Verfügung, das es heute gar nicht mehr gibt".

Der gebürtige Ungar durfte selbst einmal schon eine mehr als drei Millionen Euro teure Stradivari in Händen halten. In der Krimi-Serie "Tatort" spielte Kilyenfalvi die Rolle seines Lebens. Denn damit alles möglichst realistisch wirkt, war nicht nur der Geigenbauer echt, sondern auch die Stradivari.www.geigenbauer.at

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