Hälfte aller Kinder spricht bei Schuleintritt nicht ausreichend Deutsch
Bildung ist das höchste Gut – um von guter Bildung zu profitieren, müssen Kinder auch sprachlich dem Schulunterricht folgen können. In der 45.000-Einwohnerstadt Wiener Neustadt gibt es laut Bürgermeister-Stellvertreter Michael Schnedlitz (FPÖ) für rund 1.000 und damit zirka die Hälfte aller Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter genau damit Probleme. Die Corona-Krise habe das zusätzlich verschärft.
Die Stadt investiert daher 9.500 Euro in Feriendeutschkurse für Vor- und Volksschulkinder, die den betroffenen Familien kostenlos angeboten werden. Damit wird ein Weg weitergegangen, der bereits in der ersten Periode der bunten Stadtregierung unter Klaus Schneeberger (ÖVP) eingeschlagen wurde. Schon damals erklärte Schnedlitz: „Die Problematik, dass Kinder zu Schulanfang nach den Ferien nicht ausreichend Deutsch können, benachteiligt alle Kinder im Unterricht“.
Sprachdefizit aufholen
Im zweiwöchigen Sommerkurs im August will man die betroffenen Kinder in Kleingruppen und 60 Minuten-Einheiten auf das neue Schuljahr vorbereiten – und dafür sorgen, dass durch die Corona-Zeit erlangte Sprachdefizite rasch aufgeholt werden. Dabei soll das bereits Erlernte gefestigt und intensiviert werden. „Der Bedarf ist ganz klar da und möglicherweise war diese Förderung noch nie so wichtig wie in diesem Sommer“, betonte dazu auch Janine Fischer, Obfrau des Verein „Startklar“ der die Deutschkurse durchführt.
„Startklar“ bietet unter dem Jahr Deutsch-Spielegruppen für Kinder zwischen zwei und sechs Jahren an und ist unter anderem auch in Kindergärten im Einsatz. Vor der Corona-Krise gab es 24 solcher Gruppen, diese Woche haben neun wieder begonnen. Fischer betont, dass die Sprache spielerisch am schnellsten erlernt werde. Schnedlitz: „Die Kinder sollen Spaß daran haben, Deutsch zu sprechen.“
Rund 50 Prozent erreicht
Allgemein haben rund 50 Prozent der Wiener Neustädter Pflichtschüler deutsch nicht als Mutter- bzw. Erstsprache. Insgesamt 25 Prozent sind nicht österreichische Staatsbürger. Diese Zahlen seien in den letzten Jahren sehr stabil gewesen, heißt es von der Stadt. Fischer erklärt: „Viele Kinder wachsen mehrsprachig auf, weil ihre Eltern bereits in Österreich geboren sind.“ Für sie sei es besonders wichtig, gefördert zu werden. In Zukunft sollen auch die Eltern intensiver in die Sprachförderung eingebunden werden, um die „Nachhaltigkeit sicherzustellen“, meint Schnedlitz, der so viele betroffene Kinder wie möglich mit den Deutschkursen erreichen möchte. In der Vergangenheit habe man durch die Zusammenarbeit mit „Startklar“ etwa die Hälfte jener rund 1.000 Kinder erreicht, die den Spracherwerb am dringendsten brauchen.
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