Grundwasser-Misere: Mehr Pestizide in Donau

Chef-Sanierer Werner Wruss, Mikrobiologe Andreas Loibner, Bezirkshauptmann Waltraud Müllner-Toifl, Wasserrechtler Ludwig Lutz
Forscher entwickeln neue Methode: Mikroorganismen sollen Giftstoffe "fressen".

Auf einer Fläche von vier Quadratkilometern ist das Grundwasser in Korneuburg mit Pestiziden und Herbiziden aus dem Hause Kwizda verseucht. Jetzt greift die Wissenschaft ein. Wissenschafter der BOKU Tulln suchen nun im Labor nach einer geeigneten „Bio-Keule“. Mikroorganismen sollen die Giftstoffe quasi fressen und in unbedenkliche Moleküle umwandeln.

Neuland

Was sehr einfach klingt, ist eine hochkomplexe Forschungsreihe, die noch dazu unter enormen Zeitdruck stattfindet. Während derartige Labortest eineinhalb Jahre in Anspruch nehmen, haben sich Andreas Loibner (Vorstand des Instituts für Umweltbiotechnologie der BOKU) und sein Team das ambitionierte Ziel gesetzt, in sechs Monaten ein klares Ergebnis für den Einsatz zu haben. Bei der Bekämpfung und Auflösung von Öl- und Teerrückständen im Untergrund hat man schon große Erfolge erzielt. Die Auflösung von Pestiziden ist allerdings Neuland. „ Pestizide sind organische Moleküle und sind daher biologisch abbaubar“, sagt Loibner. „Wir untersuchen, unter welchen Bedingungen die Pestizide besonders gut abgebaut werden.“

Eingesetzt werden soll die Neuentwicklung dann am derzeitigen Ende der Ausbreitung im Gebiet zwischen Korneuburg und Langenzersdorf. Dort, wo derzeit die Ausbreitung der Giftfahne mit einer unpopulären und umstrittenen Maßnahme in Richtung Langenzersdorf verhindert wird. Das kontaminierte Grundwasser wird abgepumpt und in der Donau entsorgt. Vier Gramm Clopyralid fließen so täglich seit Wochen in die Donau. Da sich die Strömungsgeschwindigkeit im Untergrund verändert, muss nach Ostern die Umleitung in die Donau von 25 Sekundenlitern auf rund 60 Sekundenliter erhöht werden. Laut Sanierungschef Werner Wruss entspricht das das dann der täglichen Menge von zehn Gramm Clopyralid, die in der Donau landen.

Positives berichten die Sanierer vom Ursprungsgebiet der Verseuchung. „Der Abstrom aus dem Werksgelände ist schon unterbunden“, sagt Wruss. Zu den bestehenden Kohlefilteranlagen (mittlerweile wurden fünf Kilogramm Clopyralid aus 300.000 m³ Wasser geholt) kommt nach Ostern noch ein Kohlefilter dazu. Bis weitere Testergebnisse vorliegen, rät die BH von der Verwendung des Wassers (außer zum Rasen-Gießen)weiter ab.

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