Grüne Stadt dank Statistik-Spielchen

Der Wunsch nach dem eigenen Garten: Die meisten Kosterneuburger können von den 2800 Lebensraum, der ihnen statistisch zur Verfügung steht, nur träumen
Jeder Bürger verfügt über 2800 begrünten Lebensraum – aber leider nur theoretisch.

Die Aussendung des Rathauses lässt vermuten, Klosterneuburg sei eine blühende Gartenstadt, in der jeder Einwohner über Tausende Quadratmeter Lebensraum verfügt: Von den 7620 Hektar Grundfläche seien mehr als die Hälfte bewaldet und nur 13 Prozent Bauland. Statistisch dürfe sich jeder Bürger über 2800 Lebensraum freuen. Damit habe Klosterneuburg mehr Lebens- und Grünraum als die vergleichbaren Städte Krems, Baden, Korneuburg oder Mödling.

Das klingt schön, ist aber nur eine statistische Wahrheit: Der viele Wald liegt zwar im Gemeindegebiet von Klosterneuburg, aber nicht im städtischen Bereich. Außerdem gehört der Wald nicht "den Klosterneuburgern", sondern konkreten Grundbesitzern – zu den größten zählen das Stift Klosterneuburg, die Stadtgemeinde und die Familie Liechtenstein.

"Einzäunen"

Der KURIER hat Oppositionspolitiker befragt, wie viel Grünraum ihnen privat zur Verfügung steht und was sie von der Aussendung der Stadt halten: 535 Garten hat SPÖ-Fraktionschef Karl Hava mit seiner Ehefrau vom Chorherrenstift gepachtet. Die in der Aussendung der Stadt angepriesenen 2800 "hätte ich gerne", lacht Hava. Im Wald der Gemeinde und des Stifts könne man zwar spazieren gehen, der gehöre aber nicht den Bürgern.

Der grüne Stadtrat Sepp Wimmer hat gemeinsam mit seiner Ehefrau knapp 400 Garten. Die fast 3000 , die laut Aussendung jedem Klosterneuburger zur Verfügung stehen, entsprechen dem 200-fachen Wert anderer Städte, meint Wimmer. "Wenn sich Bürgermeister Schmuckenschlager nicht Lächerlichkeit machen will, sollte er vor derartigen Aussagen Fachleute kontaktieren."

Über rund 450 Garten verfügt FPÖ-Chef Josef Pitschko. Er nennt der Klosterneuburger Ölberg als Paradebeispiel für die Zersiedelung des Wienerwalds.

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