Großeinsatz für die Gangster-Jäger

Großeinsatz für die Gangster-Jäger
Die Entwicklung ist alarmierend: In NÖ wird immer öfter eingebrochen. Die Polizei ist gefordert und schlägt zurück.

Mit einem Vorschlaghammer zertrümmerten sie die Auslagenscheiben, stürmten ins Geschäft und waren binnen Minuten wieder weg – auf der Flucht mit einem älteren silbergrauen BMW. Beute: Handys, Kameras und andere elektronische Geräte; die Schadenssumme beträgt rund 100.000 Euro.

Der Blitzcoup in einem Elektronikmarkt in Vösendorf Donnerstagnacht löste eine Großfahndung aus. Von den Gangstern fehlt allerdings auch weiterhin jede Spur.

Die niederösterreichische  Polizei geht  nicht nur nach so spektakulären   Fällen auf nächtliche Verbrechersuche. Weil sich die Zahl der Einbrüche häuft,   verstärkt die Exekutive die Präsenz auf den Straßen. Bis zu 100 Beamte zusätzlich sollen eingesetzt werden.  Der KURIER begleitete die Einbrecherjäger bei einem Einsatz.

 

Gut gegen Böse

Der Kampf Gut gegen Böse beginnt mit Einbruch der Dämmerung. Die Staatsmacht hat sich entlang der B7 in Wolkersdorf im  Bezirk Mistelbach postiert. Nach Tschechien ist es nicht mehr weit.

Die Polizei hält an diesem kühlen Abend nicht Ausschau nach Rasern oder unbelehrbaren Lenkern, die im Auto telefonieren. Im Visier der Ermittler stehen Einbrecher und Autodiebe, die in letzter Zeit verstärkt in Niederösterreich am Werk sind.

Die aktuelle Kriminalstatistik zeigt den Handlungsbedarf: Im Vergleich zum Vorjahr haben Coups in Firmen, Häusern und auf Baustellen stark zugenommen.

Ein Ermittler hat einen Kastenwagen mit polnischem Kennzeichen herausgewunken. "Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte", ruft ein Polizist dem jungen Lenker zu. Ein Kollege durchsucht in der Zwischenzeit den Laderaum. "Kein Werkzeug oder Gegenstände, die Beutestücke sein könnten", berichtet der Beamte. Doch so schnell darf der Pole, der unruhig hin- und her wippt die Weiterreise nicht antreten. Seine Daten werden noch durch den Polizeicomputer gejagt. EKIS nennt sich die Datenbank, in der überprüft werden kann, ob nach dem Mann gefahndet wird. Auch das Auto kann überprüft werden. Nach einigen Minuten ist die Kontrolle vorbei, alles okay.

Die Ermittler wissen, dass bei groß angelegte Kontrollen nur selten dicke Fische ins Netz gehen. "Autodiebe sind gut organisiert. Da gibt es ein Vorauskommando, das sofort meldet, wo kontrolliert wird. Der Kriminelle mit dem gestohlenen Pkw wählt dann einfach eine andere Route", berichtet ein Polizist.

Was die wenigsten wissen: Hoch im Kurs bei den Gangstern steht derzeit das Modell einer japanischen Automarke. Hunderte wurden heuer in Österreich schon gestohlen. Auch gut motorisierte Kastenwagen eines deutschen Konzerns werden häufig entwendet.

Minuten später sieht sich der Lenker eines BMW X5 angesichts einer rot leuchtenden Kelle zum Stoppen gezwungen. Am Steuer sitzt Martin Herrmann aus Deutschland. "Ich werde oft kontrolliert, wenn ich hier unterwegs bin. Es stört mich aber nicht, weil doch so viel geklaut wird", erzählt der Geschäftsmann.

Innerhalb von mehr als  drei Stunden werden in Wolkersdorf Hunderte Autos und Personen kontrolliert. Auch wenn nicht die Handschellen klickten, sind alle zufrieden. "Präsenz zeigen, abschrecken und den einen oder anderen kriminalistischen Erfolg feiern. Das ist  das Ziel", sagen Oberstleutnant Johannes Jantschy und Chefinspektor Gerald Reichl. Die nächste Aktion kommt bestimmt.

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