Greifvögel auf der Rosenburg: Wer mit dem Falken jagen geht

Valdimir Garaj hält einen Falken in seiner Hand und steht auf einer grünen Wiese.
Seit 25 Jahren betreibt Vladimir Garaj seine Falknerei am Gelände der Rosenburg. Für ihn eine Tätigkeit mit Mehrwert.

Auf den hölzernen Bänken rund um die grasbewachsene Aussichtsterrasse sitzen Besucherinnen und Besucher der Rosenburg, die Köpfe in den Nacken gelegt. Zahlreiche Augenpaare suchen das wolkenlose Blau nach einem kleinen, schwarzen Punkt ab.

Ein Weißkopfseeadler landet mit weit ausgestreckten Flügeln auf dem Arm eines Falkners.

Weißkopfseeadler verfügen über eine Flügelspannweite von bis zu 2,5 Metern.

Mehr ist von Vladimir Garajs Steppenadler-Weibchen bereits seit einigen Minuten nicht mehr zu sehen. Ein Raunen geht durch die Menge, als das Tier schließlich im Sturzflug auf die Erde zurast, kurz vor dem Boden mit gespreizten Flügeln das Tempo drosselt und die ausgestreckten Fänge in ein präpariertes Stück Fleisch  schlägt.

„Ein Greifvogel ist ein sehr imposanter Vogel, majestätisch, ein sehr guter Jäger“, schildert Garaj zuvor in seinem Büro. Bereits von Kindesbeinen an empfindet der Falkner Faszination für diese Tiere. „Ich wollte die Greifvögel öfter sehen, als sie ein normaler Mensch sieht, nicht nur ab und zu in der Natur“, erinnert er sich zurück.

Dieser Wunsch motivierte ihn dazu, erst die Jagdprüfung in seinem Geburtsland Slowenien abzulegen und anschließend  ein Praktikum in einer Falknerei zu absolvieren, um schlussendlich zur Falknerprüfung antreten zu können. Heute besitzt Garaj rund 50 Greifvögel, vom Habicht bis zum Weißkopfseeadler. Alle Tiere wurden gezüchtet, viele von Garaj selbst.

Jagd, Pflege, Schutz

Während der Hauptsaison sind seine Greifvögel zwei Mal täglich im Rahmen von Freiflugvorführungen am Himmel über der Rosenburg zu sehen. Primär werden die Tiere von Falknerinnen und Falknern nach wie vor für die Jagd ausgebildet, sind jedoch auch teils in der Landwirtschaft sowie auf dem Gelände von Flughäfen zu sehen. Durch regelmäßige Beuteflüge werden andere Vögel vergrämt, ohne dass die Tiere zu Schaden kommen. Laut Garaj umfasst seine Arbeit jedoch weit mehr Aufgabenfelder: „Falknerei ist auch Zucht, Aufzucht und Auswilderung.“

Um ein Tier zu verstehen, muss ich es lieben und mit 
ihm leben.

von Vladimir Garaj

Falkner

Verletzte Wildtiere wandern häufig durch die  Hände von Falknern, so Garaj. Die Greifvogelhalter leisten Erste Hilfe und unterstützen anschließend bei der Rückführung in die Natur. „Um einem wilden Tier zu helfen, muss ich zuerst ein Tier verstehen. Um ein Tier zu verstehen, muss ich es lieben und mit ihm leben“, schildert Garaj seine Perspektive auf die Falknerei. „Wir brauchen Informationen aus der Zucht, um Auswilderungsprojekte starten zu können.“ 

Gesprächsbedarf

Über den Einsatz von Greifvögeln für die Jagd oder ihre Präsentation bei Flugvorführungen wird kontrovers diskutiert. Die Tierschutzorganisation Peta“ warnt auf ihrer Webseite etwa vor unnatürlichen Haltungsbedingungen sowie dem widernatürlichen „gefügig machen“ der wilden Tiere und  kritisiert ihre Unterbringung, sowohl in Form von Anbindehaltung als auch in Volieren.

Garaj kennt die Kritik an seiner Arbeit, sieht jedoch auch ihren Mehrwert – insbesondere im Bereich der Wissensvermittlung:  „Wir können nicht erwarten, dass die Greifvögel geschützt werden, wenn man sie nicht kennt.“ Für kritische Gespräche ist er offen,  ortet zugleich aber eine gewisse Doppelmoral: „Auf der einen Seite verbieten wir dem Hund das freie Laufen, auf der anderen Seite reden wir über die Freiheit von Tieren.“

Kommentare