12 Mio. Euro teurer Hochwasserschutz in NÖ nach 23 Jahren fertiggestellt

2024 konnte der Hochwasserschutz seine erste Feuerprobe bestehen.
Flüsse, die als reißende Ströme über die Ufer treten. Häuser, die bis zur Dachkante unter Wasser stehen. Und Menschen, die mittels Hubschrauber aus ihrem Zuhause geflogen werden müssen. Hochwasserkatastrophen führen in der Regel zu Ausnahmezuständen in den betroffenen Regionen, gehen mit enormen materiellen, ökologischen sowie persönlichen Schäden einher und nehmen - wie einige weitere Extremwetterereignisse - aufgrund der Erderwärmung zu.
Um mehr als 150 Einheimische, 50 Gebäude und die zentrale Infrastruktur vor künftigen Überschwemmungen zu bewahren, wurde in Gmünd 23 Jahre lang an einem rund zwei Kilometer umfassenden Hochwasserschutz gearbeitet. Es handelt sich vorwiegend um Mauerlösungen, die abschnittsweise mit Dämmen, Geländeanpassungen und mobilen Elementen ergänzt werden, heißt es seitens des Landes. Am Samstag wird die 12,2 Millionen Euro teure Anlage eröffnet, womit laut Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) eines der derzeit größten Projekte für Hochwassersicherheit in Niederösterreich seinen Abschluss findet. "Schäden in der Höhe von 25 Millionen Euro können mit dem wichtigen Projekt jetzt und in Zukunft verhindert werden", so der Landesrat.
2002 als Auslöser
Mit der Umsetzung der Maßnahmen wurden nach dem schweren Hochwasser im Jahr 2002 begonnen. Der damalige Feuerwehrkommandant-Stellvertreter Michael Böhm hat die starken Regenfälle und ihre Folgen auch heute noch gut in Erinnerung: "Ich bin in Gmünd aufgewachsen, aber sowas hat man sich nicht vorstellen können. Diese Dimension." Er war lange Zeit Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Gmünd und 2002 in die Schutz- und Reinigungsarbeiten involviert.
Lainsitz und Braunau überfluteten zwischen 7. und 13. August unter anderem mehrere Straßen, beschädigten Brücken, schwemmten Teile der Mühlgasse weg „und da hast du bei dem Starkregen eigentlich nur zuschauen können“. Zwar hatten sich die Einsatzkräfte anhand der Wetterprognosen auf verstärkten Niederschlag eingestellt, ab einem gewissen Punkt habe man dennoch „nur mehr gehofft, dass es zu regnen aufhört“, so der einstige Kommandant.
Die folgenreiche Flut hat nicht nur in der Gemeinde Gmünd für Handlungsbedarf gesorgt. "Seit 2002 wurden etwa 800 Hochwasserschutzprojekte umgesetzt, dadurch wurden mehr als 300 Gemeinden sicherer gemacht", sagt Landesrat Pernkopf. Aktuell wird an etwa 30 Baustellen am Hochwasserschutz gearbeitet, die sich etwa in Wöllersdorf-Steinabrückl, St. Andrä-Wördern und Krems befinden.
Bewährungsprobe
Der Hochwasserschutz in Gmünd wurde erst kürzlich fertiggestellt, musste sich jedoch bereits 2024 bewähren. Von 13. bis 16. September waren erneut mehrere Regionen Niederösterreichs von extremen Regenfällen betroffen, darunter auch die Stadt im nördlichen Waldviertel. In dieser Zeit seien die umgesetzten Maßnahmen bereits eine Erleichterung für die Einsatzkräfte gewesen, so Böhm: "Der Vorteil im Jahr 2024 war, dass sich die Feuerwehr, durch den größtenteils bereits errichteten Hochwasserschutz, auf wesentlich weniger neuralgische Punkte konzentrieren hat können."
Der langjährige Kommandant zeigt sich vorsichtig optimistisch und vertraut fürs erste, dass die gesetzten Maßnahmen künftig ausreichen. Solange die errichteten Schutzwälle nicht überschwemmt werden, bleibe die Lage überschaubar, da gewisse Hotspots durch die Anlage geschützt sind. Gemeinde und Land zeigen sich ebenfalls zufrieden mit dem Projektergebnis, wenngleich die Kosten deutlich höher lagen und die Bauzeit deutlich mehr Zeit in Anspruch nahm, als ursprünglich gedacht.
Ersten, groben Schätzungen zufolge hätte der Bau 3,5 Millionen Euro kosten sollen. Im Laufe der Detailplanung wurde das Projekt erweitert, um größere Bereiche zu schützen. Die auf 12,2 Millionen Euro gestiegenen Kosten werden etwa mit zusätzlichen Dämmen, Pumpwerken zur Hinterlandentwässerung, neugestalteten Flutmulden sowie der Inflation erklärt.
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