Giftköder im Wald werden zur Todesfalle

Der Rotmilan kam durch einen Giftköder zu Tode.
Manche Jäger sehen Greifvögel und Füchse als Konkurrenz und legen deshalb Giftköder aus.

Das Gift wirkt schnell. Von heftigen Krämpfen geschüttelt können sich die Tiere nicht mehr bewegen, die Muskulatur der Beine und Flügel ist gelähmt. Sie verenden noch neben den Giftködern. Nicht schnell, sondern langsam und qualvoll unter großen Schmerzen. Rund zwanzig Fälle von vergifteten Greifvögeln werden jährlich bekannt. „Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs, die Dunkelziffer ist enorm hoch“, sagt Matthias Schmidt von der Organisation Birdlife.

Giftköder im Wald werden zur Todesfalle
Giftköder Schmidt
Vor wenigen Tagen wurden in Niederösterreich und Oberösterreich wieder Giftköder entdeckt. Meist mit dem verbotenen Pestizid Carbofuran. „Das Gift war früher in der Landwirtschaft weit verbreitet, trotz des aktuellen Verbotes sind noch riesige Mengen an Restbeständen übrig. Um ein Tier zu vergiften, ist nur eine geringe Menge nötig“, erklärt Schmidt. Für Wildtiere werden als Köder Innereien, präparierte Enten, Hasen oder sogar Hauskatzen verwendet. Um tödlich zu wirken, muss es gar nicht direkt aufgenommen werden. Es reicht schon, wenn beispielsweise ein Fuchs einen Köder aufnimmt und daran verendet. Frisst dann ein Greifvogel von dem Fuchskadaver, ist es auch sein Todesurteil. „Das Gift ist auch für Menschen höchst gefährlich – besonders für Kinder“, erklärt Schmidt.

Konkurrenzdenken

Der Tod der Wildtiere ereignet sich meist im Verborgenen. Dass Giftköder ausgelegt sind, zeigt sich oft erst, wenn Hunde beim Spaziergehen damit in Berührung kommen. Indem sie etwa an einem toten Tier schnuppern und dann Vergiftungserscheinungen zeigen.

Dahinter stünde laut Schmidt das Konkurrenzdenken mancher Jäger. „Man will Greifvögel, Füchse und Marder dezimieren. Abschießen braucht viel Zeit, Giftköder gehen schneller.“ Mit Reduzierung des „Raubzeugs“ würde jagdbares Wild, wie Hasen, Fasane, Rebhühner und Enten häufiger werden, so der Hintergedanke.

Einen weiteren Aspekt nennt Walter Hovorka vom NÖ Landesjagdverband: „Der Fuchsbestand ist derzeit so hoch wie noch nie, weil alle gegen Tollwut geimpft wurden. Die Jägerschaft wird angehalten, Füchse zu erlegen. Auch hier glauben manche, dass es einfacher ist, Köder auszulegen, als sich im Gelände aufzuhalten.“

Kein Kavaliersdelikt

Das Problem tritt in ganz Österreich auf, ein besonderer Hotspot ist Niederösterreich. „Der Landesjagdverband versucht in Kursen darauf hinzuweisen, dass es verboten ist. Auch in der Jägerschule wird erklärt, dass Giftköder kein Kavaliersdelikt sind“, sagt Hovorka. Wird ein Jäger erwischt, verliert er seine Jagdkarte. „Und dann kommt es drauf an, was vergiftet wurde. Wenn es etwa ein (streng geschützter, Anm.) Adler ist, dann beträgt die Strafe einige tausend Euro.“

„Das Problem ist, dass es keine guten Kontrollinstanzen gibt. Der Großteil der Täter ist aus der Jägerschaft und die kontrollieren sich durch das Jagdaufsichtssystem selbst, das ist wenig transparent“, meint Matthias Schmidt. Es gibt Versuche, eine unabhängige Kontrollinstanz zu installieren. Präzedenzfälle vor Gericht sollen eine abschreckende Wirkung zeigen. „Wichtig ist, dass jeder Fall gemeldet wird. Jedes Individuum zählt. Es ist absurd dass im Jahr 2017 der Mensch die größte Bedrohung für das Tier darstellt“, sagt Schmidt.“

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