Galgenfrist vorbei, erster Fischotter getötet

Fischotter
Einzelne Abschüsse sind den Waldviertler Teichwirten zuwenig. Sie fordern eine spürbare Reduktion.

Mit dem ersten erfolgreichen Abschuss ist die Jagd auf den Fischotter in Niederösterreich tatsächlich eröffnet. Im Waldviertel ließ sich kürzlich ein männliches Raubtier in eine Lebendfalle locken und wurde darin gezielt getötet. Das bestätigt Willibald Hafellner, Obmann des niederösterreichischen Teichwirteverbands, im Gespräch mit dem KURIER. Ab November ist die begrenzte "Schonfrist" endgültig vorbei. Dann dürfen bis Februar – auch ohne Fanghilfen – 19 weitere Tiere erlegt werden. Sobald ein Zwischenbericht bei der Behörde vorgelegt wird, können bis zum Sommer 2018 erneut 20 Fischotter ins Visier genommen werden.

Trotzdem offenbart das Abfischen der Waldviertler Karpfenteiche erneut ein Dilemma. Die Züchter beklagen schon wieder einen Verlust von bis zu 30 Prozent des Jahresbestands. Daher geht vielen Teichwirten der Managementplan des Landes nicht weit genug. Sie fordern eine spürbare Reduktion der Fischotter-Population. Teichwirt Peter Paffrath aus Amaliendorf, Bezirk Gmünd, spricht von einer finanziellen Katastrophe: "Der Ausfall beträgt bei manchen Teichen weit mehr als zehn Prozent. Dass wir jährlich zusätzliche Bestands- und Futterkosten haben, ist nicht mehr länger tragbar." Es gehe keinesfalls darum, den Fischotter auszurotten, sondern dessen Bestand behutsam zu regulieren. "Wir im Bezirk Gmünd sind die leidtragendsten, weil die Otter-Anzahl hier landesweit am höchsten ist", schildert Paffrath.

Ähnlich sieht das sein Berufskollege Friedrich Hofbauer aus Kleinpertholz bei Heidenreichstein: "Die aktuelle Situation ist existenzbedrohend. Der Schaden macht jedes Jahr mindestens 10.000 Euro aus. Die Rückvergütung bringt aber nur einen Teil wieder herein." Für Hofbauer seien zwei oder drei Abschüsse zu wenig, um die Population spürbar zu reduzieren.

Willibald Hafellner, Obmann des niederösterreichischen Teichwirteverbands, freut zumindest, dass mit dem erteilten Bescheid des Landes erste Erfahrungen gesammelt werden können, wenngleich er meint, dass erst eine höhere Abschusszahl die Schäden tatsächlich eindämmen dürfte. "Alleine im Raum Eggern (Anm: im oberen Waldviertel) sind nachweislich 20 Fischotter festgestellt worden", schildert Hafellner, der vom ersten getöteten Fischotter berichtet. Aber nicht überall sei auch tatsächlich ein Abschuss möglich, weil die Otter-Jagd in Natura-2000-Gebieten, in denen sich viele Karpfenteiche befinden, verboten bleibt. Bisher hätten sechs Teichwirte ein Datenblatt ausgefüllt, damit der eine oder andere Otter von Jägern erlegt werden kann.

Alternativen

Abschüsse sind laut Christian Pichler vom WWF keine Lösung. "Sobald nahe eines Teichs ein Otter getötet wird, wandert der nächste dorthin." Er bedauert, dass beim Erstellen des Managementplans die Interessen des Naturschutzes nicht gehört worden seien. "Alternativen sind beispielsweise Elektrozäune", sagt Pichler, der beim Landesverwaltungsgericht einen Einspruch gegen den Abschussbescheid eingebracht hat. Ein Ergebnis wird spätestens in vier bis fünf Monaten erwartet. Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf kontert kurz, man sei "um das ökologische Gleichgewicht bemüht" und fördere eine ganze Palette von Maßnahmen.

Auch in Kärnten rüstet man sich für die Otter-Jagd: Ein Monitoring hat ergeben, dass die Zahl der Individuen von 2014 bis heute von 160 auf 306 angewachsen ist. Jagdreferent Gernot Darmann will, sobald der Endbericht, vorliegt, "der Regierung eine Verordnung vorlegen, welche eine begrenzte Entnahme von Fischottern zulässt."

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