Frühere Gänserndorfer Synagoge soll Parkplätzen weichen

Frühere Gänserndorfer Synagoge soll Parkplätzen weichen
Das frühere Gotteshaus soll abgerissen werden. Denkmalschutz wird nun geprüft werden.

Die einstige Synagoge in Gänserndorf soll abgerissen werden und Parkplätzen sowie einem kleinen Park weichen. Das sorgt für Streit. Dass es ausgerechnet im Gedenkjahr 2018 passieren soll, stößt einigen sauer auf. Auch das Bundesdenkmalamt hat sich nun eingeschaltet.

„In der Nazizeit wurde die Synagoge requiriert. Danach wurde sie nach Auseinandersetzungen wieder an uns restituiert. Ende der 1950er-, Anfang der 60er-Jahre wurde die Synagoge dann an die Gemeinde verkauft, weil es keine jüdische Bevölkerung mehr in Gänserndorf gab“, erzählt Raimund Fastenbauer von der Israelitischen Kultusgemeinde. „Streng juristisch gesehen, ist die Gemeinde Eigentümer, ihr obliegt auch die politische Verantwortung, wie damit umgegangen wird“, fährt er fort. In den vergangenen Jahren wurde die Synagoge für kulturelle und Bildungszwecke verwendet. Derzeit befindet sich ein Jugendzentrum darin.

Dass die Synagoge abgerissen werden soll, wurde bereits 2014 im Stadtrat beschlossen. Nun rückt der Zeitpunkt aber näher: In den Schulferien soll mit dem Schleifen des Gebäudes begonnen werden.

Denkmalschutz

Die Historikerin Ingrid Oberndorfer ist entsetzt: „Es gibt in Niederösterreich nur mehr vier Synagogen – in Baden, St. Pölten, Stockerau und Gänserndorf. Synagogen haben mit Erinnerungskultur zu tun, man kann nicht alles vernichten.“ Seit 1945 sei bereits viel jüdisches Kulturgut zerstört worden. „Zum Beispiel: 1953 die Synagoge in Wiener Neustadt, 1978 jene in Krems, 1979 die in Mistelbach, 1987 die in Mödling und 1991 jene in Klosterneuburg. Das geht nicht“, ergänzt sie. Auch die Grünen in Gänserndorf legen sich quer. „Natürlich kann die Gemeinde ein Haus, das sich in ihrem Eigentum befindet, abreißen und Parkplätze errichten. Für die Grünen stellt sich allerdings die Frage, ob das moralisch vertretbar ist“, sagt etwa Gemeinderat Jürgen Kainz.

„Es handelt sich um keine Synagoge mehr. Es ist ein Gebäude, das vor vielen Jahrzehnten ohne Auflagen an die Gemeinde verkauft wurde. Es wurde bereits mehrmals umgebaut und ist nicht mehr erhaltungswürdig. Der Gedenktafel werden wir natürlich weiterhin einen ehrenvollen Platz gewähren“, erwidert Bürgermeister Rene Lobner (ÖVP).

Rechtlich steht die Synagoge in Gänserndorf nicht unter Denkmalschutz. „Wir haben das aber nun zum Anlass genommen, um eine Unterschutzstellung zu prüfen“, sagt Barbara Neubauer, Präsidentin des Bundesdenkmalamtes.

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