Fußballanalysen auf Haubenniveau

Klein aber fein: Die Speisekarte hat Herbert Prohaska von Beginn an überzeugt.
Trotz zweier "Haubenköchinnen" zuhause zieht es Herbert Prohaska immer wieder zu Gastwirt Josef Sodoma.

"Weißt’ schon wie Rapid gespielt hat?", schießt Herbert Prohaska vergangenen Donnerstag mit einem erfreuten Schmunzeln Richtung Kellner und spielt damit auf die Niederlage des Wiener Klubs einen Tag zuvor gegen die Admira an. Ein Satz und sofort wird über das Match diskutiert. Wo Österreichs Jahrhundertfußballer zu Gast ist, ist Fußball offenbar immer ein Thema.

Das Restaurant Sodoma in Tulln erinnert den ehemaligen Legionär von Inter Mailand aber auch an seine aktive Zeit in Italien. "Er (Anm.: Hausherr Josef Sodoma) ist wie ein echter italienischer Patron. Er setzt sich meist zu den Kunden und führt Schmäh, während der Rest der Familie arbeiten darf."

Im Zwei-Hauben-Lokal hat jedes Familienmitglied seinen Platz: Hausherr Josef steht hinter der Schank, seine Frau Gerti zaubert in der Küche das Essen und die beiden Kinder haben das Kellnern übernommen. "Die Kinder sind leider alle daheim geblieben, ich habe sie nicht losbekommen", erklärt Vater Josef kurz und bündig. "Und die Schwiegertochter ist für die Nachspeisen zuständig", ergänzt Prohaska.

Tiefe Freundschaft

Eigentlich wird der ORF-Analytiker zuhause zwar kulinarisch bestens verwöhnt, wie er selbst sagt: "Meine Frau und meine Schwiegermutter sind Haubenköchinnen. Die mästen mich richtig." Dennoch hat die Speisekarte im Sodoma den Ex-Fußballer vom ersten Besuch an überzeugt. "Auch wenn man hier zehn Mal das Gleiche isst, es schmeckt einfach immer wieder gut." Ein Pluspunkt aus seiner Sicht: Die Portionen sind etwas kleiner gehalten. Warum? "Ich liebe es, wenn man von überall ein bissl kosten kann." Ein 13- oder 14-Gänge-Menü sei genau das Richtige für ihn.

Zwischen Prohaska und dem Hausherrn ist in den vergangenen Jahren aber auch eine tiefe Freundschaft entstanden. Gemeinsam werden etwa Weinverkostungen oder die gastronomische Konkurrenz besucht. Der Vorteil dabei: "Übers Essen kann ihm niemand etwas erzählen." Aber auch geschäftlich unternimmt Sodoma immer wieder kulinarische Reisen rund um die Welt: "Das mach ich aus Interesse, um meine Produkte kennenzulernen."

Essen braucht Zeit

Bei seinen Produkten legt Sodoma großen Wert auf höchste Qualität. Die Ware ist stets frisch. Dafür gilt das Prinzip: Wenn etwas aus ist, ist es aus. Und auch die Zubereitung braucht seine Zeit. "Ein Gulasch zum Beispiel kann man einfach nicht in zehn Minuten kochen. Das braucht einfach Zeit."

Neben der Qualität der Speisen und dem Charme des Hauschefs überzeugt Prohaska auch das traditionelle Ambiente. "So bin ich aufgewachsen in Simmering." Und trotz nobler Ausrichtung bleibt die Kleidung leger: "Mit einem Anzug ins Lokal gehen, das ist nicht meins." Zudem treffe man immer bekannte Gesichter. "Und jeder Gast wird gleich behandelt."

Eines der bekannten Gesichter ist auch Prohaska selbst. Autogrammwünsche der Gäste oder ein schnelles Selfie mit ihrem Fußball-Idol kommen deshalb vor. "Aber das mach ich gern. Das dauert fünf Sekunden und der andere hat eine riesige Freude."

Vor einigen Jahren wurde das Lokal mit einem Nebenraum erweitert. Entgegen der alten Gaststube wurde der neue Raum vom Architekten etwas moderner gestaltet. Sehr zum Missfallen vom Seniorchef selbst: "Mir gefällt’s nicht. Deshalb habe ich mit dem Architekten seither kein Wort mehr gewechselt", merkt er mit einem leichten Lächeln an. "Aber in der alten Stube fühle ich mich wohl."

Ein wenig verliebt hat sich Prohaska, der seit mehr als 20 Jahren Hobbysommelier ist, in den Weinkeller. "So einen Keller hätte ich auch gern daheim, aber dann würde ich wohl viel zu viel Zeit darin verbringen." Neben den Unmengen an Weiß- und Rotweinen aus der ganzen Welt lagern u.a. die Geburtsweine seiner beiden Enkelkinder. Nachsatz: "Somit habe ich einen Grund immer wiederzukommen, um zu kontrollieren, ob die beiden Flaschen nach da sind."

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