Ein Leben für das Heer: Oberst nimmt Abschied und übt scharfe Kritik

Oberst Franz Langthaler verabschiedet sich in den Ruhestand
Es sind die letzten Tage einer langen Karriere. Franz Langthaler geht über den Kasernenhof der Raab-Kaserne in Mautern (Bezirk Krems-Land), Soldaten salutieren, der Oberst grüßt zurück.
Am 29. August, wenn die 3. Jägerbrigade, die seit Jahren auch die berufliche Heimat des Offiziers ist, ihren Traditionstag begeht, wird sich Langthaler in die Pension verabschieden. "Natürlich schwingt Wehmut mit, aber ich freue mich auch schon auf die weitere Zukunft", sagt er.
Der stellvertretende Brigadekommandant kann auf eine bewegte Zeit im Bundesheer zurückblicken, die von vielen Höhen, aber auch Tiefen geprägt war. Und Langthaler ist einer, der Dinge, die ihn stören, auch ganz konkret anspricht.

Die Raab-Kaserne in Mautern
Am 1. Juli 1980 rückte er beim Heer ein, begann seine Laufbahn in der Waffengattung Artillerie. "Das war mitten im Kalten Krieg", erinnert sich Langthaler. Damals sei das Bundesheer sehr gut aufgestellt gewesen, das Heer verfügte über rund 240.000 Soldaten, auch eine Milizarmee stand bereit.
"Reform richtete großen Schaden an"
Der Niederösterreicher, der Auslandseinsätze in Zypern, am Balkan und im Tschad absolvierte, sah später aber auch die Zeit, als der Sparstift im Heer regierte: Ganze Waffensysteme wurden eingemottet, weil man der Meinung war, dass Europa ein sicherer Ort, weit weg von Kriegen, sei. Man kürzte den Wehrdienst von acht auf sechs Monate, plötzlich gab es auch keine Übungspflicht für die Miliz mehr.
"Die Bundesheer-Reform 2010 hat sicher den größten Schaden angerichtet", meint der Oberst. Er hoffe, dass die aktuelle Reform nun durchgezogen werde, um das Heer wieder besser aufzustellen. Aber für dieses Umdenken brauchte es einen Krieg: den in der Ukraine.
Langthaler erlebte aber auch eine berufliche Niederlage – wenn man es überhaupt so nennen kann. Eine, die ihn bewegt, wenn er darüber spricht. Im Jahr 2020 bewarb sich der Offizier um die Funktion des Kommandanten des Truppenübungsplatzes in Allentsteig (Tüpl). Fest steht, dass Langthaler von einer Kommission als "bestgeeignet" eingestuft wurde. Den Job bekam er dennoch nicht.
Denn Langthaler, der mit der Kremser SPÖ-Vizebürgermeisterin Eva Hollerer verheiratet ist, geriet plötzlich in eine politische Auseinandersetzung, in die er gar nicht hineingezogen werden wollte.
Politisches Tauziehen
Der Posten-Streit machte Schlagzeilen. Oberst Herbert Gaugusch, der im Jahr 2019 mit der interimistischen Leitung des Truppenübungsplatzes betraut wurde, war der Wunschkandidat von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP). Doch der Oberbefehlshaber des Heeres, Bundespräsident Alexander Van der Bellen, wollte nicht zustimmen. Medienberichten zufolge soll es Zweifel gegeben haben, ob Gaugusch, der mittlerweile in einer anderen Kaserne tätig ist, tatsächlich der am besten qualifizierte Bewerber war.
Tanner versuchte daraufhin, die Position einer Neubewertung zu unterziehen, was eine Umgehung der Zustimmungspflicht des Bundespräsidenten ermöglicht hätte. Doch sie scheiterte am damaligen Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), der für den öffentlichen Dienst zuständig war.
"War nie ein Parteimitglied"
"Das Ganze hat sich über fünf Jahre hingezogen, es gab acht parlamentarische Anfragen", erzählt Langthaler. Ihn ärgert es besonders, dass er heeresintern von einigen als "roter Kandidat" hingestellt wurde. "Ich war nie ein Parteimitglied, nie politisch aktiv. Mich hat das sehr getroffen", sagt er.
Vor allem "der schlampige Umgang mit unserer Bundesverfassung" habe ihn fassungslos gemacht. Nur dadurch sei es seiner Meinung nach möglich gewesen, dass "die Verteidigungsministerin in Missachtung der in der Verfassung festgeschriebenen Zuständigkeit des Bundespräsidenten gegen dessen Willen über fünf Jahre lang konträre Personalentscheidungen treffen kann".
Im Verteidigungsministerium wehrt man sich gegen die Vorwürfe des Offiziers. Langthaler sei – ebenso wie sein Mitbewerber – als „im höchsten Ausmaß geeignet“ eingestuft worden; eine Reihung sei gesetzlich nicht vorgesehen. Die endgültige Auswahl liege bei der Verteidigungsministerin, die Ernennung beim Bundespräsidenten.
Beschwerden blieben erfolglos
Das Ministerium bezeichnete die Kritik Langthalers als unbegründet und verwies darauf, dass dieser mit seinen Beschwerden bereits vor Volksanwaltschaft, Dienstbehörde, Verwaltungs- und Verfassungsgerichtshof gescheitert sei.
Auch der Vorwurf, die Neubewertung des Arbeitsplatzes habe der Umgehung der Zustimmungspflicht des Bundespräsidenten gedient, wurde entschieden zurückgewiesen.
Pläne für die Pension
Im Groll verlässt er das Heer dennoch nicht, sagt jedenfalls Langthaler, der betont, dass die Causa um die Kommandantenfunktion in Allentsteig "noch nicht ganz ausjudiziert" sei. Dennoch: Er wolle sich künftig ganz seinen Hobbys widmen – Oldtimerfahren, in der Natur sein und sporteln.
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