Wo Franz Gruber starb: Buch schildert die Schrecken des Sowjet-Gulags

Franz Gruber
Historiker stellt heute in Amstetten (17 Uhr) neues Buch über ehemaligen SPÖ-Landtagsabgeordneten und Bezirkshauptmann vor. Er wurde mit der Tochter von den Russen wegen Spionage verschleppt.

Atemberaubende Politiker-Schicksale mit tragischem Hintergrund, die auch nach 80 Jahren noch mitreißen, stehen heute, Donnerstagnachmittag im Amstettner Rathaussaal am Programm. Der Historiker Christoph Benedikter wird um 17 Uhr das im September erschienene Buch „Verschleppt – Verbannt – Unvergessen“ vorstellen, das unter anderem das Schicksal des 1946 von den Russen verschleppten SPÖ-Politikers Franz Gruber aus Mauer bei Amstetten aufarbeitet.

Tod im Gulag

Gruber kam aus dem sowjetischen Gulag, dem brutalen Netz aus Arbeits- und Straflagern, nicht mehr lebend nach Hause.

Entstanden ist das Werk auf Initiative der NÖ Landtagsdirektion und Präsident Karl Wilfing mit Unterstützung des Ludwig-Boltzmann-Instituts und auch dem früheren Amstettner Stadtarchivar Josef Plaimer, der über das Schicksal der Familie Gruber umfangreiches Material gesammelt hat.

Gefangenschaft

Im Sommer 1946 wurden die beiden Landtagsabgeordneten Ferdinand Riefler (ÖVP) aus Obritz bei St. Pölten und Franz Gruber (SPÖ) von den Russen verschleppt – 2.000 Österreicher ereilte dasselbe Schicksal. Gruber war Bezirksparteiobmann, Gewerkschafter, Schutzbundkommandant und zusätzlich von 1929 bis 1933 Bürgermeister von Mauer.

Riefler und Gruber schlossen in der harten Gefangenschaft Freundschaft. Nach NÖ zurückgekehrt, veröffentlichte der Journalist Riefler 1956 seine Erinnerungen an den Kampf ums Überleben in den Lagern.

Biografien

Material, das Stoff für zwei umfangreiche Biografien bot und federführend von Benedikter zu einem knapp 300 Seiten starken Buch verarbeitet wurde.

In Amstetten steht heute vor allem das Schicksal von Gruber und seiner ebenfalls verschleppten Tochter Helene im Fokus. Gruber war 1945 kurze Zeit Bezirkshauptmann von Amstetten und wurde am 12. Dezember 1945 als NÖ Abgeordneter angelobt. Im Juli 1946 wurde er von der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit Helene verhaftet und wegen Spionage zu 10 Jahren Haft verurteilt. Der Hintergrund war, dass Helene mit einem russischen Diplomaten liiert war.

Franz Gruber

Franz Gruber, Bild aus der Zeit als er Bürgermeister der Gemeinde Mauer war. 

Gruber verstarb in Haft nach einer Gallenblasenoperation. Seine Tochter wurde 1953 entlassen. Sie heiratete einen russischen Mithäftling und kehrte aus dieser Ehe 1980 mit drei Kindern nach Österreich zurück.

Die Mandate Grubers und Rieflers im Landtag wurden aus Protest während der gesamten Legislaturperiode nicht weitergegeben. Ihre Stühle blieben leer.

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