Blauer Wahl-Poker in St. Pölten: Antauer wird Spitzenkandidat
FPÖ-Landesparteisekretär Murlasits (li.) präsentierte Antauer
Dass eine Überraschung in der Luft liegen könnte, davon gingen Polit-Beobachter bereits aus – und tatsächlich: Die FPÖ wird bei der Gemeinderatswahl 2026 in St. Pölten mit einem „neuen Spitzenkandidaten“ ins Rennen gehen.
Am Montag wurde Martin Antauer, freiheitlicher Landesrat und Gemeinderat in der Landeshauptstadt, als jener Mann präsentiert, der für die Blauen an erster Stelle um Stimmen in der Bevölkerung buhlen soll.
Antauer löst damit Klaus Otzelberger ab, der 2016 (plus vier Prozent) und 2021 (minus 5,8 Prozent) der blaue Frontmann in der niederösterreichischen Hauptstadt war.
"Wollen die absolute Mehrheit brechen"
Mit dem 58-jährigen Landesrat will die FPÖ nun in St. Pölten nicht nur einen Wahlerfolg einfahren – Antauer schielt auch bereits auf den Bürgermeisterposten. „Wir wollen die absolute Mehrheit der SPÖ brechen“, sagt Antauer. Sollte er zum Bürgermeister gewählt werden, würde er den Job als Landesrat (Sicherheit, Asyl & Zivilschutz) abgeben, betonte er am Montag.
Die blaue Rochade hat einige interessante Facetten. So soll Spitzenkandidat Antauer ein Wunsch der Landespartei gewesen sein; diese soll sich schließlich auch durchgesetzt haben, heißt es hinter vorgehaltener Hand.
Diesem Gerücht widerspricht allerdings Otzelberger im Gespräch mit dem KURIER: „Ich selbst habe Martin Antauer vorgeschlagen, im Bezirksparteivorstand wurde er auch einstimmig gewählt.“ Als Vater von zwei kleinen Kindern habe er nicht mehr so viel Zeit für einen intensiven Wahlkampf, so Otzelberger.
Scharfe Kritik an Stadtchef Stadler
Antauer ging bei seiner Antrittsrede jedenfalls – wenig überraschend – auf Konfrontationskurs mit der roten Stadt. Er sprach von einem „Asylchaos“ und „Ausländergewalt“ in St. Pölten, warf Bürgermeister Matthias Stadler vor, „das Geld beim Fenster hinauszuwerfen“.
Als Beispiele nannte er den Windfänger am Europaplatz (laut Antauer kostete dieser rund eine Million Euro) und das Tangente-Festival, bei dem laut dem Politiker „linksextreme und woke Phantasien“ ausgelebt worden seien.
"Es wird anstrengend"
Die beiden Funktionen – Landesrat und Spitzenkandidat – dürften für Antauer in den kommenden Monaten zeitlich durchaus herausfordernd sein. Denn Antauer ist in seiner Rolle als Landespolitiker auch Vorsitzender des NÖ Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS). In Niederösterreich gilt es derzeit bekanntlich, eine große Gesundheitsreform umzusetzen.
„Ja, es wird sicher anstrengend“, meint Antauer, vom KURIER auf diese Doppelrolle angesprochen, „aber ich bin gern für die Menschen da.“
Übrigens: Auch wenn Antauer am Montag harte Attacken gegen SPÖ-Stadtchef Stadler ritt – vieles davon ist freilich Wahlkampfrhetorik –, dürfte das Verhältnis der beiden Spitzenpolitiker nicht so schlecht sein. Schließlich machte Stadler den 58-Jährigen nach der Wahl 2021 zum Chef des Kontrollausschusses im Rathaus.
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