"FPÖ ist weit weg von sozialer Heimatpartei"

Gemeinde- und Ex-Bundesrat Johann Ertl tritt nach einem Zerwürfnis wegen Flüchtlingshilfe aus der FPÖ aus
Gemeinde- und Ex-Bundesrat tritt nach Zerwürfnis wegen Flüchtlingshilfe aus der FPÖ aus.

"Da ich den Rechtsruck, den die FPÖ Schwechat unter Höbart, Zistler und Kaiser zurzeit durchlebt, nicht mittrage, bin ich aus der FPÖ Schwechat ausgetreten. Diese Personen sind weit weg von einer Sozialen Heimatpartei." Mit diesen Worten begründet Johann Ertl, Gemeinderat und ehemaliger Bundesrat, den Austritt aus der Partei.

Der Grund: Zuerst sei ihm die Freundschaft zum ehemaligen Freiheitlichen Landesobmann von Salzburg, Karl Schnell, vorgeworfen worden. Danach habe ihn das Verhalten der Partei in der Flüchtlingsdebatte gestört.

"Falsches Signal"

Anfang August hatte die SPÖ in einem Brief die Bürger informiert, dass sie Wohnraum für 22 Flüchtlinge in gemeindeeigenen Quartieren zur Verfügung stellen will. Die FPÖ habe dabei als einzige Partei nicht mitunterschrieben. Für Ertl ein falsches Signal: "Als Vater von syrischen Kindern würde ich genauso handeln: sie nach Europa schicken und hoffen, dass sie dort ein besseres Leben vorfinden."

Das Fass zum Überlaufen gebracht habe eine parteiinterne Ermahnung der Parteikollegin Andrea Maucha, weil sie Flüchtlingen im örtlichen Veranstaltungszentrum "Multiversum" Essen ausgegeben hatte. "Das Verhalten geht über meine soziale Einstellung weit hinaus."

Bei der FPÖ weist man die Vorwürfe zurück. Laut Bezirkschef Wolfgang Zistler habe man Ertl keineswegs die Freundschaft zu Schnell untersagt – man sei bloß irritiert gewesen.

Zudem habe es für Maucha keine Ermahnung gegeben. "Ich habe einen Anruf erhalten und wollte von ihr wissen, ob sie privat oder für die Partei vor Ort war", erklärt Zistler.

Parteilich wäre es laut Zistler sehr wohl ein Problem gewesen, "weil es nicht abgesprochen gewesen wäre." Und Stadtparteiobfrau Andrea Kaiser hält fest: "Den Menschen zu helfen, ist für uns natürlich vollkommen in Ordnung."

Sprechverbot

Die Betroffene selbst, Andrea Maucha, verweist auf ein Sprechverbot seitens der Partei – stellt aber klar: "Aus meiner Sicht war es richtig, den Menschen zu helfen."

Die Reaktionen der politischen Mitbewerber ließen nicht lange auf sich warten. "Wir finden es gut, dass er die Unmenschlichkeit erkannt hat, die die FPÖ betreibt", sagt etwa die grüne Vizebürgermeisterin, Brigitte Krenn. Und Michael Gogola, Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Schwechat, ergänzt: "Wer gegen den Strom schwimmt, wird sofort als Verräter gebrandmarkt."

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