Forstwirte lassen die Traktoren auffahren

Forstwirte lassen die Traktoren auffahren
In heimischen Wäldern liegt billiges Holz, trotzdem steigen die Importe aus dem Ausland. Jetzt gibt es Protest.

Stürme, Schnee, Klimawandel und Borkenkäfer setzten den heimischen Wäldern zuletzt über Gebühr zu. Dass aber gerade in der dunkelsten Stunde die Industrie vermehrt zu Bäumen aus dem Ausland greift, bringt das Fass der leidgeprüften Forstwirte zum Überlaufen. Ihre Geduld ist erschöpft, stehen doch zahlreiche Existenzen am Spiel. Um gegen die steigenden Holzimporte zu protestieren, wollen sie morgen, Donnerstag, den Grenzverkehr behindern.

Ab 7 Uhr wird am Grenzübergang Fratres im Bezirk Waidhofen an der Thaya eine „Armada“ an Traktoren erwartet. Mit Bummelfahrten soll dann vor allem der Lkw-Transport verlangsamt werden. Fratres wurde deshalb gewählt, weil viele Holz-Transporte aus Tschechien hier österreichischen Boden erreichen – „ein Grenzübergang ohne Lkw-Waage“ , wie ein Insider betont.

Auslöser für die Protestmaßnahmen sind die massiv gestiegenen Holz-Importe nach Österreich. Zuletzt waren es 7,25 Millionen Festmeter – eine 20-prozentige Steigerung, wie der Präsident der Landwirtschaftskammer, Johannes Schmuckenschlager, jüngst betonte. Setze seitens der Industrie kein Umdenken ein, werde die Kammer „Notwehr-Fahrverbote für Lkw“ nach Tiroler Vorbild einfordern.

Heimisches Holz sei ausreichend vorhanden, betonen Experten. Zu billigsten Preisen, da von den im Vorjahr geschlagenen fünf Millionen Festmetern drei Millionen als Schadholz eingestuft werden mussten. Hauptschuld daran trägt der Borkenkäfer, der sich auch heuer nahezu explosionsartig vermehrt.

Kein Verständnis

„Kein Forstwirt kann verstehen, warum in unseren Wäldern das geschlagene Holz liegen bleibt, während zeitgleich fest aus dem Ausland importiert wird“, wettert Eduard Köck, Landwirt, Bundesrat und Bauernbund-Bezirkschef. Darum sei es jetzt an der Zeit, „das deutlich aufzuzeigen“, argumentiert er die anstehenden Proteste. Die Lage sei dramatisch, das könne er am eigenen Bestand festmachen: „Unser Wald, der einmal 700.000 Euro wert war, wird in zwei Jahren nur mehr 250.000 Euro wert sein.“ Außer der vielen und auch anstrengenden Arbeit bleibe seiner Familie damit nichts.

Klimaschutz

Proteste auch im Bezirk Bruck/Leitha

Unter anderem Traktoren werden diese Woche auch im Bezirk Bruck an der Leitha auffahren.

Zunehmender Schwerverkehr auf der A4, der Bau der dritten Piste, ein mögliches Güterterminal im benachbarten Burgenland sowie eine Reststoffdeponie am Kalten Berg und die geplante Hochleistungstrasse Flughafenspange: In der Region Römerland-Carnuntum machen sich immer mehr Bürger Sorgen um den Klimaschutz und die Lebensqualität.

Region Römerland-Carnuntum stark belastet

Aus diesem Grund rufen vier Bürgerinitiativen aus der Region um Enzersdorf an der Fischa am Freitag ab 16 Uhr zu einem Protest-Sternmarsch mit Rad, Traktor oder zu Fuß auf. „Wir hoffen, dass mindestens 200 Leute kommen“, erklärt Karl Havlicek, Obmann der Initiative „Verein zur Erhaltung und Verbesserung des Gallbrunner und Stixneusiedler Lebensraumes“ (VEG).

Bereits jetzt sei die Region stark belastet, mehr vertrage sie nicht, argumentieren die Aktivisten. Messungen hätten etwa eine massive Belastung mit Ultrafeinstaub ergeben. Kritik gibt es auch, weil die versprochene Umfahrung Schwadorf auf sich warten lasse.

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