Forscher im Urwald in NÖ: Nager helfen Bäumen weniger als gedacht

Interessante neue wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Urwald beim Dürrenstein
Rotbuchen nutzt es kein bisschen, wenn Waldmäuse und Siebenschläfer ihre Samen im Wald verbreiten, zeigen Wiener Biologen in einer Studie. Sie haben Hunderte von den Nagern verschleppte Bucheckern im Rothwald, einem Urwald in Niederösterreich, ausfindig gemacht. Keine einzige davon konnte keimen, berichten sie im Fachjournal "Biology Letters“ der Royal Society.

Rötelmaus verschleppte Bucheckern, die aber nicht keimten
Die Tiere laben sich demnach ohne Gegenleistung an den Früchten der Bäume. Ein Team um Frederik Sachser von der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien und vom Bundesforschungszentrum für Wald in Wien stellte im Rothwald vier Jahre lang Schalen mit Bucheckern auf, die mit Fähnchen oder Funksendern markiert waren. Der Wald liegt südöstlich des Dürrenstein-Bergmassivs in Niederösterreich und ist ein naturbelassenes Wildnisgebiet.
Versteckte Bucheckern für harte Zeiten
Kamerafallen verrieten den Forschern, wer die Gedecke besuchte: Es waren verschiedene Waldmäuse, Rötelmäuse und Siebenschläfer. Sie verzehrten die Nüsschen zum Teil sofort. Zwischen 20 und 70 Prozent davon schafften sie aber weg.

Siebenschläfer wurde beobachtet
"Die Tiere verschleppen Samen und horten sie, wodurch sie versuchen, sich diese Ressourcen zu sichern und zu einem späteren Zeitpunkt zu verzehren“, erklärte Sachser der APA. "Dieses Verhalten hilft ihnen, Phasen der Nahrungsknappheit im Winter zu überstehen.“
Aber kein verschleppter Samen keimte. Die Forscher konnten bei ihren wöchentlichen Suchen 536 markierte Bucheckern wiederfinden. "Kein einziger nicht an Ort und Stelle befindlicher Samen keimte“, schrieben sie in dem Fachartikel. Das passierte nur bei jenen Nüsschen, die nicht von den Nagetieren transportiert wurden. Die Beziehung zwischen Nagern und Buchen sei also nicht von gegenseitigem Nutzen geprägt, wie man aber bisher glaubte.
Tiere wie Mäuse und Siebenschläfer profitieren also von den Bäumen, beeinträchtigen aber eher ihre Vermehrung, als sie zu unterstützen. "Wir haben die Samen häufig an Orten versteckt aufgefunden, die für ihre Keimung nicht optimal sind, zum Beispiel verhältnismäßig tief in den unterirdischen Gangsystemen der Kleinsäuger“, so Sachser.
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