Firmen in NÖ unzufrieden, weil Lehrlinge zu viel aufs Handy schauen

Firmen in NÖ unzufrieden, weil Lehrlinge zu viel aufs Handy schauen
Die Wirtschaftskammer NÖ wollte von Lehrbetrieben wissen, welche Anforderungen sie an die Fachkräfte von morgen haben.

Wenn der nö. Wirtschaftskammer-Präsident Wolfgang Ecker über Probleme am Arbeitsmarkt spricht, dann verwendet er das Wort Fachkräftemangel kaum noch. Laut Ecker ist die Lage noch dramatischer, es herrsche bereits ein Mangel an Arbeitskräften. „Tatsache ist, dass in Niederösterreich bereits jede zehnte Stelle nicht mehr besetzt werden kann.“

Umso größer und wichtiger ist damit die Rolle der Lehre. Rund 17.500 Lehrlinge gibt es in Niederösterreich insgesamt, 5.731 junge Frauen und Männer befinden sich derzeit im ersten Lehrjahr. Besonders beliebt ist die Sparte Gewerbe und Handwerk, gefolgt vom Handel. Mit neuen Initiativen und Förderungen gelang es, die Quote wieder zu heben, das Plus im Vergleich zum Oktober 2021 beträgt neun Prozent.

Weil die Wirtschaftskammer nun wissen wollte, welche Faktoren bei den Unternehmen entscheidend für die Lehrlingsauswahl sind, wurde im Mai eine große Umfrage (541 Betriebe, Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft) in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sind durchaus überraschend und zeigen auch, wie sich die Anforderungen der Betriebe an den Nachwuchs im Lauf der Zeit geändert haben.

Bei der Wichtigkeit von Eingangsqualifikationen steht für die Befragten Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit an erster Stelle. Auch gute Umgangsformen spielen eine bedeutende Rolle, die Leistungsbereitschaft ebenso.

Deutschkenntnisse

Interessant wird es bei der Betrachtung jener Personen, die bereits als Lehrlinge tätig sind. Da zeigen sich die Unternehmen unter anderem mit den Deutschkenntnissen sehr zufrieden. „Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund in der Lehre noch stark unterrepräsentiert sind“, betont Helmut Dornmayr, Projektleiter beim Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft.

Ablenkung

Unzufrieden sind viele Chefs auch, wenn es um das praktische Rechnen ihrer Schützlinge geht. An letzter Stelle liegt in diesem Bereich übrigens die Kreativität und der Einfallsreichtum. Deutlich besser ist es da schon um die Teamfähigkeit bestellt, da zeigen sich in der Umfrage 38,6 Prozent sehr zufrieden.

Firmen in NÖ unzufrieden, weil Lehrlinge zu viel aufs Handy schauen

Ecker, Höfer und Dornmayr präsentierten die Studie

Ein Thema, das nicht nur in den Klassenzimmern, sondern auch bei den Firmen für viel Ärger sorgt, ist das Handy. Fast 70 Prozent gaben an, dass die Ablenkung durch das Smartphone ein großes Problem sei. „In machen Betrieben wird deshalb das Handy schon in der Früh einkassiert“, berichtet Dornmayr.

"Motivation und Logik"

Kritisiert wird zudem die zu geringe Lernbereitschaft der Lehrlinge, eher keine negative Rolle spielen die Kosten und das Kursangebot. „Für 69,8 Prozent der befragten Lehrbetriebe sind die inhaltlichen Anforderungen an neue Lehrlinge stark bzw. etwas gestiegen, aber nicht zu hoch. Wenn es seitens der Lehrbetriebe eine Unzufriedenheit mit den Qualifikationen der Lehranfänger gibt, dann in den Bereichen Fähigkeiten, Effizienz, Motivation und Logik“, fasst Ecker die zentralen Ergebnisse zusammen.

Verbesserungsbedarf

Gefragt nach Vorschlägen zum Verbesserungsbedarf gab es von den befragten Lehrbetrieben unterschiedliche Ideen für den schulischen Bereich, aber auch für außerhalb der Pflichtschule. So sehen viele Betriebe im schulischen Bereich die Möglichkeit, dass die Berufsorientierung weiter ausgebaut und um Berufspraktika für Berufsorientierungslehrer ergänzt wird, oder dass es praktischen Unterricht in Anlehnung an konkrete Lehrberufe geben könnte. Außerhalb der Pflichtschule könnte Inhalte etwa über Apps vermittelt werden.

Für Alexandra Höfer, Vize-Direktorin in der Wirtschaftskammer Niederösterreich, ist es unter anderem wichtig, das Image der Lehre weiter zu heben. Hier gäbe es noch Luft nach oben. „Unter anderem bewerben wir das Modell Lehre nach der Matura derzeit sehr intensiv an den Schulen.“

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