Filmcrew verdrängt Gastrobetrieb von der Burg Kreuzenstein
Die Burgtaverne am Fuße der Burg Kreuzenstein in der Gemeinde Leobendorf (Bezirk Korneuburg) lockt von März bis Oktober Besucher der historischen Gemäuer zur Rast. Heuer allerdings nicht. Eine Filmcrew wird von 16. Juni bis 16. September in der Burg gastieren. „Ich darf nur so viel sagen, dass ein Film gedreht wird“, erklärt Hans Christian Wilczek, Besitzer der Burg. Gerüchte, dass Disney dort einen Film zur gleichnamigen Serie „The Quest“ produzieren soll, will Wilczek nicht kommentieren.
Forderungen und Angebote
Das Ende der Burgtaverne allerdings schon. Wie Wilczek erzählt, wurde bis zuletzt an einer Lösung gearbeitet: „Wir haben mit den Pächtern verhandelt. Die erste Forderung waren 500.000 Euro Entschädigung, wenn sie den Betrieb schließen müssen. Das war zu hoch.“
Unter anderem wurde den Pächtern das Catering für die 50-köpfige Filmcrew angeboten. „Das wurde von den Pächtern ausgeschlagen, mit der Information, dass dies zu viel Aufwand wäre.“
ORF
Auf der Burg Kreuzenstein wurden in den vergangenen Jahren mehrmals ORF-Produktionen produziert. So zum Beispiel die Serie „Tom Turbo“.
Hollywood
Das Ambiente der Burg wurde seit den 1950er-Jahren von Hollywood-Filmen und zuletzt auch von einer Netflix-Produktion genutzt. Unter anderem wurde der Film „Der letzte Tempelritter“ mit US-Star Nicholas Cage auf der Burg gedreht. Zuletzt sah man Kreuzenstein als Hintergrundmotiv für die Netflix-Serie „The Witcher“.
Die beiden Pächter, Katharina Lukas und Theo Schmid sehen das anders: „Das Angebot mit den 500.000 Euro gab es nie.“
Zudem gab es, so die Pächter, nie Kontakt mit der Produktionsfirma: „Auch auf Nachfrage haben wir keine Information bezüglich eines Budgets erhalten. Wir hatten nur Kontakt zur Vermittlungsagentur, die keine Entscheidungskraft hat. Von einem Auftragsangebot kann daher nicht gesprochen werden.“
Hauptsaison
Warum man nicht in den restlichen Monaten geöffnet lässt, begründen Lukas und Schmid so: „Unseren Informationen nach, plant die Firma bereits ab Ende April oder Anfang Mai mit den Aufbauarbeiten zu beginnen. Zudem könnten die geplanten Dreharbeiten bei Nachdrehs länger dauern. Und genau in dieser Zeit ist unsere Hauptsaison.“ Außerdem haben die beiden Pächter bereits einschlägige Erfahrungen gemacht: Schon 2013, als zuletzt gedreht wurde, bedeuteten die Dreharbeiten große Probleme für die Gastronomen.
Für Wilczek bleibt nun die Suche nach einem neuen Pächter. Denn von April bis Mitte Juni sowie von Mitte September bis Ende Oktober herrscht auf der Burg normaler Besuchsbetrieb; auch die Adlerwarte bleibt geöffnet. Ob die Dreharbeiten angesichts des Coronavirus überhaupt stattfinden können ist bis dato noch unklar.
Auch Bürgermeisterin Magdalena Batoha (ÖVP) hat von den Dreharbeiten gehört – und von ihren Nebenwirkungen: „Ich freue mich über den Dreh, aber wir haben eh schon wenig Wirtschaft in Leobendorf. Wenn wir dann noch einen Gastrobetrieb verlieren ist das schade. Ich verstehe nicht, warum man keine Lösung finden konnte.“
Kommentare