FH Wiener Neustadt: „Wir streichen kein Semester“

FH Wiener Neustadt: „Wir streichen kein Semester“
FH Wiener Neustadt: Hochschulbetrieb im Netz möglich, aber Campusleben kann nicht ersetzt werden.

Dass Fachhochschulen ihren Vollbetrieb sehr rasch ins Netz verlagern können, daran hatte niemand gezweifelt, als vor einem Monat die Beschränkungen beschlossen wurden. Entscheidend ist jedoch, ob die Studenten so das Sommersemester ordnungsgemäß abschließen können. Ja, das können sie, bekräftigt Armin Mahr, Geschäftsführer der Fachhochschule Wiener Neustadt.

„Wir unterstützen und versuchen alles, dass das Semester abgeschlossen werden kann. Wir Fachhochschulen arbeiten Tag und Nacht daran, wir streichen kein Semester. Das sind wir unseren Studierenden schuldig, aber auch den Steuerzahlern. Wir hoffen, dass unsere Unternehmenspartner bald wieder Berufspraktika ermöglichen können, denn FH-Studierende brauchen diese, um ihr Studium zu beenden“, sagt Mahr.

Vorerst gilt es, den Studienbetrieb online ordnungsgemäß abzuwickeln. Das ist gar nicht so einfach und hängt sehr viel auch von den Internetverbindungen ab. Immerhin sind bei manchen Vorlesungen an die 100 Studierende zugeschaltet. Mahr: „Es funktioniert bemerkenswert gut. Unsere Wohnungen sind Einsatzzentralen. Studierende, Lehrende und Management, wir alle haben unsere Hochschule mit nach Hause genommen.“

Aufnahme online

Vorlesungen online, wissenschaftliches Arbeiten online, Prüfungen online. Bleiben noch die praktischen Übungen, die online noch nicht möglich sind. Etwa im Gesundheits- oder im Technikbereich. Armin Mahr ist überzeugt, dass auch diese rechtzeitig absolviert werden können: „Wir haben die Hoffnung, in Kleingruppen gegen Ende des Semesters nachholen zu können. An unserer Gesundheitsfakultät verfügen wir glücklicherweise über Expertise im Haus, die geschützte Laborarbeit unbedenklich ermöglicht.“

FH Wiener Neustadt: „Wir streichen kein Semester“

Armin Mahr, Geschäftsführer der FH Wiener Neustadt

Rund 20 Studenten der Gesundheitsfakultät sind derzeit besonders im Einsatz. Sie haben sich zum freiwilligen Zivildienst gemeldet und betreuen etwa die Coronatest-Hotline 1450. Ihr Einsatz wird von der FH als Berufspraktikum angerechnet.

So sicher man sich ist, dass das Semester ordnungsgemäß über die Bühne geht, so unsicher stellt sich der weitere Betrieb ab Herbst dar. Mahr: „Die große Unsicherheit ist momentan, wie sich die Krise auf den Herbst auswirken wird. Werden sich Berufstätige gerade jetzt für berufsbegleitende Studien entscheiden? Wie entwickeln sich unsere Unternehmenskooperationen, auch in der Forschung? Gibt es neue Schwerpunkte?“

Momentan gilt es, die Aufnahmen für das neue Studienjahr abzuwickeln. Auch diese müssen wegen der Corona-Beschränkungen ausschließlich online erfolgen. Die meisten Bewerbungsfristen – es werden wieder alle bisherigen Studienrichtungen angeboten – wurden deswegen verlängert. Dazu gibt es für Bewerber ein eigenes Talk-Format mit Studiengangleitern (fhwn.ac.at).

Lernen aus der Krise

In der FH Wiener Neustadt wird der Krisensituation aber auch Positives abgewonnen. „Wir sehen die Krise auch als Chance, uns selbst auszuprobieren. Es gibt da sehr viel guten Willen“, sagt Mahr. Manche Erfahrungen werden wohl in den Normalbetrieb übernommen werden. „Etwa, dass sich Studierende komplexe Inhalte öfter anhören können oder Lehrende an anderen Standorten der Hochschule ,gastieren’ können.“ Aber dennoch kann man die Rückkehr des normalen Hochschul-Alltags kaum erwarten. „Es braucht einen Hochschulcampus, wo es auch ein Campusleben gibt“, sagt der Geschäftsführer.

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