Fahnenflucht endete vor Kadi

Es gibt immer wieder Soldaten, die aus Kasernen verschwinden.
Wochenlang suchte Militärpolizei 20-Jährigen. Jetzt wurde er für seine Tat bedingt verurteilt.

Einen gewissen Hang zur Dramatik kann man dem Herrn Oberstleutnant nicht absprechen. „Hiermit erteile ich Ihnen den Befehl, dass Sie sich nach der Verhandlung unverzüglich wieder in der Kaserne einzufinden haben“, ruft der Offizier durch den Saal 201 im Landesgericht St. Pölten.

Auch wenn die Aufforderung im Publikum für Erheiterung sorgte: Für Herrn K. ging es um viel. Schließlich drohten dem 20-Jährigen bis zu fünf Jahre Gefängnis, weil er sich wegen Desertion verantworten musste.

Im Oktober 2013 legte der junge Mann eine längere Pause vom Soldatenleben ein. Er verschwand wortlos aus dem Fliegerhorst Langenlebarn im Bezirk Tulln und kehrte erst wieder Ende November zurück. „Ich hatte private Probleme“, erzählt K. Richter Markus Grünberger. Näher will er darauf nicht eingehen.

Militärpolizei

Sein wochenlanger Ausflug in Zivil beschäftigte auch die Militärpolizei. Doch die Beamten trafen im Zuge der Fahndung nur auf Verwandte des Angeklagten, er selbst sei bei seiner Freundin gewesen, berichtet er. Bei einer Kontrolle durch die Polizei am Linzer Hauptbahnhof legten die Ermittler dem 20-Jährigen schließlich nahe, wieder in die Kaserne zurückzukehren. Seine guten Vorsätze hielten aber nicht lange. Auch im Dezember und Jänner verschwand er aus der Kaserne.

Weil der Fahnenflüchtige schon wegen eines Drogendeliktes eine Bewährungsstrafe kassiert hatte, schwebte über ihm das Damoklesschwert einer Haftstrafe. Doch Grünberger zeigte noch einmal Gnade und verurteilte K. zu einer bedingten Haftstrafe. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Verurteilt

Fahnenflucht ist in Österreich übrigens nicht ungewöhnlich. Seit 2010 wurden laut Verteidigungsministerium insgesamt 363 Soldaten wegen Verstößen gegen das Militärstrafgesetz verurteilt. Davon gerieten 80 Personen wegen Desertion ins Visier der Staatsanwaltschaft. Einige Fälle seien aus Wien bekannt, in NÖ sei das Problem nicht so gegeben, heißt es.

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