"Es herrscht totale Lethargie"

Arbeitsplatz mit Ablaufdatum: Viele Voith-Mitarbeiter gehen jetzt mit einem schlechten Gefühl ins Werk in der Hauptstadt
Der Jobabbau sorgt für Betroffenheit im Voith-Werk, Betriebsversammlungen folgen.

Die Frage nach der Stimmungslage können sie schon gar nicht mehr hören. Aber es genügt ohnehin ein Blick in die Gesichter der Arbeiter, die wie ein Trauerzug nach der Mittagspause wieder Richtung Werk marschieren. "Es herrscht die totale Lethargie", sagt einer, der schon seit Jahren in dem Konzern beschäftigt ist.

Wie ein Keulenschlag hat die Voith-Mitarbeiter die Nachricht getroffen, dass in der Papier-Sparte 150 Menschen ihren Job verlieren werden. Am Montag hatte die Geschäftsführung diese Maßnahmen verkündet.

"Zumindest haben sie dieses Mal nicht Freitag, den 13., gewählt. Jetzt sind sie halt eine Woche früher dran", ätzt ein St. Pöltener, der gerade auf dem Weg in die Firma ist. Zu Erinnerung: Bei der letzten Kündigungswelle im Jahr 2013 wurde der Schritt von den Verantwortlichen ausgerechnet an dem "Unglückstag" bekannt gemacht. Jetzt macht man sich auch schon Sorgen um den gesamten Standort. "Es werden hier Werke geschlossen, aber die Strukturkosten werden ja nicht weniger. Ich habe kein gutes Gefühl."

Noch am Dienstag machte sich Voith-Betriebsratsvorsitzender Hans-Joachim Haiderer auf den Weg zur Zentrale nach Heidenheim (Deutschland). Dort diskutierte man mit Kollegen die Situation. Denn es sind noch weitere Standorte von der Misere betroffen. "Es geht um mehr als 1000 Jobs", weiß Haiderer.

Fest steht, dass es in den kommenden Tagen und Wochen Betriebsversammlungen geben soll. "Wir werden um die Mitarbeiter kämpfen. Obwohl die Mannschaft verkleinert wurde, haben sie mit großem Einsatz ein tolles Betriebsergebnis erzielt", betont er.

Am Montag schaltete sich Stadtchef Matthias Stadler ein und stellte die Entscheidungen des Managements infrage.Kritik"Es ist für mich unverständlich, dass bei einem Unternehmen, das hohe Gewinne schreibt, so viele Mitarbeiter gehen müssen", meinte Stadler. Er kritisiert allgemein die Verlagerung von Produktionsstätten nach Asien oder in Billiglohnländer: "Zuerst verlagern Unternehmen die Produktion von Europa nach Asien und tun dann überrascht, dass dieser Wirtschaftsraum boomt und der europäischen Wirtschaft schadet."Den Industriestandort St. Pölten sieht man durch die Voith-Paper-Misere bei der Wirtschaftskammer aber nicht gefährdet. "Es handelt sich um eine Industriesparte, die massiv unter Druck geraten ist", sagt Spartengeschäftsführer Johannes Schedlbauer.

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