"Es gibt sicher schönere Jobs"

"Es gibt sicher schönere Jobs"
Seit 20 Jahren fährt Friedrich Bader durch das Waldviertel und sammelt verendete Tiere ein.

Hoffentlich sehen wir uns nicht so schnell wieder", sagt ein Landwirt aus Werschenschlag, Bezirk Zwettl. Seine uncharmante Art nimmt Friedrich Bader nicht persönlich. "Es ist sein Standardspruch. Er meint es nicht so", erklärt der Berufskraftfahrer. Der 56-jährige Familienvater aus Neuaigen bei Tulln ist nicht irgendein Lkw-Fahrer, sondern einer, der eine Fracht transportiert, die Bürger und Bauern lieber früher als später beseitigt haben wollen. Bader fährt täglich durch das Waldviertel, sammelt tote Tiere ein und bringt sie zur Entsorgung in die Saria-Tierkörperverwertung nach Tulln.

Gerade im Sommer ist sein Job eine echte Herausforderung. Verwesungsgeruch steigt in die Nase und verdirbt dem KURIER-Reporter fast den Magen. "An den Gestank gewöhnt man sich. Ich riech’ das gar nicht mehr", erzählt der Fritz. Kein Wunder. Immerhin macht er seinen Job schon seit mehr als 33 Jahren – seit 20 Jahren ist er für das Waldviertel zuständig. Kurz vor acht Uhr Früh ist er bei seinem ersten Kunden. Bader legt eine Eisenkette um das erst gestern verendete Kalb und zieht es mit der Seilwinde in den Wagen hinein. Nach einer Minute ist der Auftrag erledigt.

"Es gibt bestimmt schönere Berufe. Dafür verdienen wir nicht schlecht", sagt der 56-Jährige, während er im Pocket-PC das verladene Tier registriert. "BSE-Verdacht" steht auf dem Übernahmeschein. Das heißt, es ist eine spätere Sektion im Labor nötig, um die genaue Todesursache zu klären.

Gegen 10 Uhr sind schon vier tote Tier im Lastwagen verladen. "Als nächstes holen wir drei Schafe ab, die schon seit zwei bis drei Tage tot sind. Dort wird`s für die Nase etwas strenger riechen", warnt Bader. Bei vielen Landwirten ist der 56-Jährige schon ein alter Bekannter. Sobald es Mittag wird, bleibt er am Straßenrand stehen, um seine Jause essen. "Ich kann doch nicht vor einem Gasthaus stehen bleiben. Da würd’ sich der Wirt aufregen", schildert Bader. Nach ungefähr 20 Kunden pro Tag geht es zurück in die Fabrik, wo die toten Tiere zu Tiermehl, dass unter anderem als alternativer Brennstoff in Kraftwerken verwendet wird, verarbeitet werden. Nach der Reinigung und Desinfektion seines Lastwagens, freut sich Bader nur noch auf seine Dusche und blendet den Job aus. Am nächsten Tag beginnt die Arbeit wieder von vorne.

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