Erwin Pröll nach schwerem Unfall: "Radfahren bleibt meine Leidenschaft"

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Mehrere Stunden musste der Ex-Landeshauptmann nach seinem schweren Sturz im Klinikum Horn operiert werden. Eine Woche danach traf der KURIER den 78-Jährigen.

Von Wolfgang Lehner

Überraschung Nummer 1: Niederösterreichs Ex-Landeshauptmann Erwin Pröll kommt am Freitag – sechs Tage nach einem Radunfall in Grado und der anschließenden Operation im Krankenhaus Horn – ohne Gehhilfe winkend aus dem Garten. Beinahe ohne jede Einschränkung. Mit einem neuen Hüftgelenk ausgestattet.

Überraschung Nummer 2: Erwin Pröll ist schmerzfrei und zu Scherzen aufgelegt: „Morgen fahre ich mein nächstes Radrennen.“

„Schrecken Sie sich nicht, aber wir fliegen in einem roten Hubschrauber.“

Die Flugrettung zum verletzten Erwin Pröll.

Überraschung Nummer 3: Hündin Alma darf sich während des Gesprächs mit dem KURIER mit vollem Gewicht über den sitzenden Altlandeshauptmann ausbreiten. Auch dieser Belastungsprobe hält das neue Hüftgelenk stand.

Beinahe unglaublich. Immerhin hatte der 78-Jährige Frakturen im Bereich von Oberschenkelhals, Gelenkskopf und des unteren Schambeinbogens. 

Angesichts des rasanten Heilungsprozesses kommt Erwin Pröll über die Mediziner im Klinikum Horn ins Schwärmen: Anästhesistin Waltraud Stromer habe ihn schmerztechnisch hervorragend begleitet, Oberarzt Harald Schuh seinem Namen als Hüftspezialist alle Ehre gemacht. Tja, und da wäre noch Oberarzt Gabor Arva, der seine Ehefrau Sissi vor nicht allzu langer Zeit an der Schulter erfolgreich operiert hat.

Unfall wegen Radclips

Die Mediziner ihrerseits bescheinigen Pröll eine „außergewöhnliche Fitness“. Die hat er sich vor allem durch unzählige Radtouren, darunter auch auf den Glockner, erarbeitet. „Radfahren ist und bleibt meine Leidenschaft.“ Aufhören ist für Pröll daher auch nach dem dritten schweren Sturz keine Option. Lediglich die Radclips landen im Müll.

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Pröll mit seinem „Stimmungsaufheller“, der Hündin Alma.

Sie waren in Grado neuerlich der Grund für die schwere Verletzung, als das Vorderrad vom Asphalt in den Sand abrutschte und sich Pröll nicht mehr rechtzeitig aus den Pedalen lösen konnte. Nach der Erstversorgung im Spital von Monfalcone und neun Stunden Wartezeit am Gang des Krankenhauses wurde Pröll dann per Rettungshubschrauber nach Horn geflogen. Mitten in ein Gewitter hinein mit dementsprechenden Turbulenzen.

Eine Situation, die das Klagenfurter Ärzteteam mit Ruhe und Humor meisterte und dies schon vor dem Start unter Beweis stellte: „Herr Landeshauptmann. Schrecken Sie sich bitte nicht, wir fliegen Sie jetzt in einem roten Hubschrauber nach Niederösterreich.“

Nach mehrstündiger Operation und der Überraschung, dass beim ersten Aufstehen nach zwei Tagen keine Krücken notwendig waren, hatte Pröll dann alle Hände voll zu tun, um sich für die rund 400 Genesungswünsche aus allen politischen Lagern per WhatsApp und SMS persönlich zu bedanken. An oberster Stelle bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Christian Stocker.

Ein Maskottchen von Innenminister Gerhard Karner in Form eines Polizeibären soll in Zukunft über ihn wachen und besser auf ihn aufpassen. Eine Anteilnahme, die ihn sichtlich berührt. Es ist für ihn „ein Zeichen von Verbundenheit und Treue über Parteigrenzen und Netzwerke hinweg“.

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Von Innenminister Gerhard Karner hat Erwin Pröll einen Polizeibären erhalten, der in Zukunft auf ihn aufpassen soll.

Ein Anruf vom früheren Radbahnweltmeister Franz Stocher spornt Pröll zusätzlich an, die Reha noch disziplinierter anzugehen. „In vielleicht schon sechs Wochen“ kann er sich eine gemeinsame Radtour vorstellen.

Weiter Polit-Abstinenz

Was hätte Erwin Pröll sonst zu tun? Noch dazu, wenn er wieder fit ist. Seine Funktionen als ehrenamtlicher Aufsichtsratsvorsitzender der Kulturregion NÖ und als Honorarkonsul von Slowenien mit drei bis vier Terminen in der Woche lasten ihn nicht wirklich aus. Waren es in seiner aktiven Zeit doch mehrere Tausend im Jahr.

Aus der aktuellen Politik will er sich weiterhin so weit wie möglich heraushalten. Dieses Versprechen haben vor Kurzem die Altlandeshauptleute von Oberösterreich, Josef Pühringer, der steirische Altlandeshauptmann Hermann Schützenhöfer und er bei einem gemeinsamen Treffen am Pogusch erneuert.

Wobei Pröll die eine oder andere Aussage dann doch zu entlocken ist. Vor allem, was Niederösterreich betrifft. Dort hätte er sich gerne eine andere Regierungskonstellation gewünscht. Kein Geheimnis, aber – wie gewohnt – eine klare Ansage.

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