Entscheidung für Lehre erfolgt zu spät

Entscheidung für Lehre erfolgt zu spät
Wahl erfolgt oft erst nach 14. Lebensjahr, der Einfluss der Eltern auf die Entscheidung ist groß.

Die Situation ist für die Wirtschaft zwar schmerzhaft, aber hinlänglich bekannt: Noch immer suchen viele niederösterreichische Betriebe händeringend nach Lehrlingen. In zahlreichen Handelsketten und Supermärkten werden nach wie vor Lehrlinge dringend benötigt, auch in vielen Friseurstuben ist der Nachwuchs Mangelware.

Laut Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ) zeichnet sich zumindest eine Trendwende ab. Denn derzeit absolvieren 16.154 junge Menschen in NÖ eine Lehre – um 2,1 Prozent mehr als im Jahr davon. Mit diesem Plus liegt das Bundesland im österreichweiten Vergleich an der Spitze.

Wie es den Frauen und Männern in der Ausbildung geht, hat die WKNÖ mittels einer Umfrage (Dr. Angerer Marketing Research, 900 Befragte) erheben lassen. 96 (!) Prozent gaben dabei an, dass sie mit der Entscheidung für ihren Lehrberuf „zufrieden“ sind. „Der Lehre in Niederösterreich und unseren Ausbildungsbetrieben wird damit ein neuerliches Spitzenzeugnis ausgestellt“, betont Präsidentin Sonja Zwazl.

Späte Entscheidung

Entscheidung für Lehre erfolgt zu spät

Zwazl fordert Pflichtfach Berufsorientierung

Den stärksten Einfluss bei der Berufswahl haben nach wie vor die eigenen Eltern, das gaben 35,5 Prozent der Jugendlichen an. Interessant ist, dass sich viele, nämlich 42,9 Prozent der Befragten, erst nach dem 14. Lebensjahr mit der Wahl ihrer Lehre beschäftigt haben. Für Zwazl ist das zu spät: „Für mich heißt das vor allem, dass wir die Berufsorientierung in der Schule noch weiter forcieren müssen – durch ein eigenes Pflichtfach Berufsorientierung in den Mittelschulen wie auch in der AHS.“

Lehre nach Matura

Immer interessanter wird für viele junge Menschen mittlerweile die Möglichkeit, nach der Lehre eine Matura zu absolvieren. „700 haben bereits eine abgeschlossen“, berichtet WKNÖ-Abteilungsleiter Stefan Gratzl, der für den Bereich Bildung zuständig ist.

Dass es zu einem Hochschulstudium auch noch eine praxisorientierte Alternative gibt, soll aber in den kommenden Jahren noch stärker propagiert werden, sagt Zwazl. Derzeit seien zwar schon Lehrstellenberater und Unternehmer in den Lernschmieden unterwegs, doch von 67 AHS und BHS nutzten im aktuellen Schuljahr nur etwas mehr als die Hälfte dieses Angebot. „Hier ist also noch Luft nach oben“, berichtet die Wirtschaftskammer-Präsidentin.

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