Elch Emil: Warum seine Wanderung wie ein interaktives Spiel ist

Elche Emil und seine Fans.
Und Emil wandert weiter durch Niederösterreich. Wo steckt er jetzt schon wieder?
Viele Menschen fühlen sich von dem Kult-Elch angezogen – manchmal sind es zu viele. Tierschutzorganisationen warnen längst vor einem „Elchtourismus“. Der setze das Tier unter Stress und könne es gefährden. Wildtierökologen raten, seit Emil dicht besiedeltes Gebiet betreten hat: „Sich freuen, dass er da ist; aber in Ruhe lassen.“
Leichter gesagt, als getan. „Frei laufende Wildtiere üben seit jeher eine Faszination aus und geben dem Menschen für kurze Zeit ein Stück an ersehnter Natürlichkeit zurück“, erklärt Psychologe John Haas, der sich neben künstlicher Intelligenz auch mit den Formen tierischer Intelligenz und Tierbewusstsein beschäftigt. Das ist aber noch lange nicht alles: Bei Elch Emil kommt, so Haas, auch noch die Komponente der Unvorhersehbarkeit seines Weges hinzu. „Was sich in Zeiten Sozialer Medien zu einem interaktiven Spiel entwickelt und viele Menschen auf Elchsuche gehen lässt. Eine digitale Schnitzeljagd mit dem Erblicken des Elchs als Belohnung.“ Und dem Fotografieren des Tieres. Die Bilder von Emil verbreiten sich inzwischen weit über Österreich hinaus.
Elch Emil hat es zu einer Facebook-Fanseite gebracht. Sie hatte Freitagnachmittag 13.125 Mitglieder. Er ist auch in Wikipedia zu finden unter Emil (Elch). Oder unter elch-emil.at.
Haas beobachtet, dass bei einer tatsächlichen Begegnung mit dem Elch Ratlosigkeit eintritt. „Weil er sich dann doch nicht so verhält, wie man es vielleicht von Tieren aus Comicverfilmungen kennt. Faszinierend ist allerdings schon, dass Menschen, die ihm begegnet sind, wie verzaubert davon berichten.“
Elche leben eigentlich als scheue Einzelgänger. Doch Emil scheint ein wenig anders zu sein. „Er dürfte sich in kurzer Zeit sehr gut an seine ‚Fans‘ gewöhnt haben und kann seine Ziele frei verfolgen“, sagt Haas. „Diese Gewöhnung könnte Emil allerdings langfristig gefährden, da er als Wildtier artgemäß in eine menschenarme Umgebung gehört.“
Der Besuch von Emil ist zwar besonders, ein exotischer ist er aber nicht. „Elche waren bis ins 17. Jahrhundert auch in Mitteleuropa heimisch, einzelne Tiere durchqueren immer wieder Regionen wie das Waldviertel“, erklärte Stephan Scheidl, von Tierschutz Austria.
Elch Bert in Deutschland
Emil hat übrigens ein Pendant in Deutschland. Bert heißt der Elch und er kam 2018 aus Polen nach Deutschland, genauer gesagt nach Sachsen-Anhalt. Auch seine Wanderschaft schaffte es in die Medien.
Das Besondere an seinem Verhalten: Bert schloss sich einer Kuhherde an. Das Tier wurde besendert und zog sich in einen Naturpark in Brandenburg zurück, berichtet MDR.de im Juni. Die Begeisterung bei den Menschen ist abgeklungen und zu sehen ist Bert nur selten – außer zur Brunftzeit, wenn er wieder bei einer Kuhherde auftaucht.
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