"ELGA" stresst die Mediziner

Ärztliche Beratung über das Internet
Ärzte klagen über Mehraufwand, Holding sieht mehr Qualität.

Die Kritik an der digitalen Gesundheitsakte "ELGA" will nicht verstummen. Ortete die Ärztekammer zuletzt Sicherheitsmängel etwa beim Zugang zum System nur mithilfe eines einfachen Usernamens und Passworts, so wird inzwischen auch der administrative Mehraufwand beanstandet. Fast sechs Wochen nach dem Start von ELGA in den niederösterreichischen Landesspitälern sprechen die Mediziner von vielen zusätzlichen Schritten, die das Arbeiten in den Abteilungen lähmen. Die Spitalsholding habe Verständnis dafür, dass Neuerungen Zeit benötigen, um sich daran zu gewöhnen, heißt es.

Seit 10. Jänner werden in den Krankenhäusern alle Befunde und Entlassungsbriefe nur noch in ELGA gespeichert. So sind mehrere Patienteninformationen – die eMedikation folgt im Frühjahr – ortsunabhängig und per Mausklick verfügbar, sie ermöglichen eine raschere Gesundheitsversorgung.

Bekamen Ärzte bisher diktierte Entlassungsbriefe ausgedruckt, um sie nochmals durchzulesen und zu unterschreiben, sind jetzt für das gleiche Endergebnis weit mehr Schritte notwendig.

Informationspflicht

"Nun muss der Arzt den Brief persönlich am PC öffnen, kontrollieren, korrigieren und abspeichern. Danach muss der Brief geschlossen werden. Anschließend muss der Brief in einer Liste für ELGA freigegeben werden", erklärt die nö. Ärztekammer in einem Schreiben. Da in diesem Modus der Brief nicht ausgedruckt werden könne, müsse er erneut geöffnet und als PDF-Datei generiert werden. "Anschließend kann der Brief ausgedruckt und in einer weiteren Liste als erledigt markiert werden. Erst jetzt kann der Entlassungsbrief vom Arzt unterschrieben werden", heißt es. Jeder Einzelschritt dauere nicht so lange, in Summe ergebe sich dadurch aber doch ein beträchtlicher Zusatzaufwand. Auch das Sperren von Daten durch den Patienten ("Opt-out") sei nicht zielführend. "Das bedeutet zwar eine Stärkung der Patientenrechte, die damit verbundene Informationspflicht der Ärzte führt aber zu einem Mehraufwand in den Spitälern", kritisiert Christoph Reisner, Präsident der nö. Ärztekammer.

Speicherung

Die nö. Landeskliniken-Holding sieht das anders: Ein "konsistent gleichförmiger Prozess zum Erstellen und Freigeben von Dokumenten hebt die Qualität durch die Strukturierung der Dokumente und erleichtert für den berechtigten Nutzer von ELGA-Dateien die Lesbarkeit und gezielte Auffindbarkeit von Informationen", sagt eine Sprecherin der Spitalsholding.

Da ELGA-Dokumente sowohl einem Patienten als auch einem bestimmten Dokumententypen zugeordnet seien, komme es zu keiner unstrukturierten Speicherung von Dateien. Außerdem hätten alle Mediziner, sofern sie zugriffsberechtigt sind, unmittelbar und rasch verfügbar Informationen zu ihren Patienten, "die sie in dieser Qualität vorher nicht hatten", sagt die Sprecherin.

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