Eine Stadt platzt aus allen Nähten
Wohnanlagen, die aus der Erde schießen. Fahrzeugkolonnen, die den Verkehrsfluss belasten. Bildungseinrichtungen, die mit Containern notdürftig erweitert werden. Gänserndorf erlebte in den vergangenen zehn Jahren einen Zuwachs von etwa 30 Prozent. Die Stadt war und ist somit mit dem größten Bevölkerungsanstieg Österreichs konfrontiert.
Die Probleme sind laut ÖVP und Grüne hingegen erst in den letzten paar Jahren sichtbar geworden. Die Infrastruktur wurde nicht oder zu spät an die Bevölkerungsentwicklung angepasst. "Bei uns wird immer nur reagiert, statt agiert", merken ÖVP-Stadtrat Rene Lobner und Grüne-Gemeinderat Volker Weiss an.
Schlafstadt
Lobner kritisiert zudem, dass es kaum Betriebsansiedlungen gibt und zu wenig Arbeitsplätze geschaffen werden. "Wir haben uns zu einer Wohn- und Schlafstadt entwickelt." Der Stadtkern müsse belebt werden.
Zuletzt sorgte auch die Aussage von Bürgermeister Kurt Burghart, die größte Stadt im Weinviertel werden zu wollen, für Aufregung. Der Ortschef klärt jedoch auf: "Die Aussage war polemisch." Schließlich sind auch ihm die Herausforderungen bewusst.
Beim Thema Wohnbau habe man derzeit allerdings keinen Einfluss. 130.000 Bauland sind derzeit gewidmet. "Die Fläche befindet sich aber ausschließlich in Privatbesitz, da kann ich keinen daran hindern, zu verkaufen", erklärt Burghart. Gemeinsam mit Sozialstadtrat Walter Krichbaumer spricht er sich dafür aus, dass Wachstum und Lebensqualität Hand in Hand gehen müssen. Die Gemeinde sei jedoch nur um moderates Wachstum bemüht und strebt aktiv keinen Zuzug an.
Gänserndorf 2035
Um für die Zukunft professionell gerüstet zu sein, wurde im Frühjahr ein Stadtentwicklungs- und Verkehrskonzept in Auftrag gegeben. Die ersten Ergebnisse wurden Dienstagabend präsentiert. Grundsätzlich soll sich das Wachstum künftig bei maximal 100 Personen pro Jahr einpendeln. Einige der angedachten Projekte: Ein Parkhaus beim Bahnhof, eine Fußgängerzone im Kern, der Ausbau der E-Mobilität.
"Die Grundvoraussetzung, damit all diese Ideen umgesetzt werden können, ist aber eine Entlastung des Verkehrs", sagt Krichbaumer. Angesichts der Zielsetzung bis 2035 fordert Lobner auch kurzfristige Maßnahmen: "Bisher haben wir nichts, was rasch greift."
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