Eine Baustelle für Beethoven

Die Räumlichkeiten präsentieren sich derzeit wenig einladend – eröffnet wird aber auch erst im Oktober.
190 Jahre nachdem das Genie dort lebte, entsteht im "Haus der Neunten" ein modernes Museum.

Geschäftiges Treiben herrscht im Badener Beethovenhaus – es sind aber keine Touristen, die in der Rathausgasse ein- und ausgehen, sondern Bauarbeiter, Restauratoren und Archäologen. Einen Monat nach Beginn des Umbaus und knapp fünf Monate vor der Eröffnung braucht es eine Menge Fantasie, um sich das Endergebnis vorzustellen. Fantasie, die Hans Hornyik offenbar hat. "Das sieht weit schlimmer aus als es ist. Wir liegen voll im Plan", meint der Vorsitzende des Kulturausschusses und es klingt überzeugt – nicht nach Zweckoptimismus.

Wo künftig Touristen Beethoven-Büsten, CDs und Schneekugeln aus dem Shop tragen sollen, geht man derzeit noch über lehmigen Boden. Wo demnächst der Aufzug eingebaut wird – die einzige vom Denkmalschutz genehmigte gröbere Veränderung – sind gerade einmal die dicken Deckenbalken freigelegt. Wo die Besucher Beethoven-Gefühl in dessen Wohnräumen atmen sollen, sind Restauratorinnen mit den Arbeiten an kürzlich entdeckten Wandmalereien aus der Zeit um 1800 beschäftigt – Ornamente, die zur Zeit des Genies das Gemäuer geschmückt haben dürften.

525.000 Euro hat die Badener Immobilien-Gesellschaft für den Umbau budgetiert. Derzeit befindet man sich laut deren Aufsichtsratsvorsitzenden Stefan Szirucsek im Rahmen. Mit dem Festival Beethoven@Baden soll von 23. bis 26. Oktober eröffnet werden. "Dann gibt es eine zeitgemäßen Ausstellung, die sich das Thema auch verdient", so Hornyik – mit Blick auf wiederholte Kritik an den Kosten.

Eine Baustelle für Beethoven
Beethovenhaus Baden
Mit der Gemeinde Wien, den Philharmonikern, der Nationalbibliothek und dem Museum im Beethoven-Geburtshaus in Bonn wird derzeit über Leihgaben verhandelt. Man will mit dem Thema Beethoven in Baden endlich klotzen statt kleckern: Für den Bau ist Architekt Friedrich Messner, der auch schon beim Wandel des ehemaligen Frauenbades zum Rainer-Museum beteiligt war, verantwortlich. Musikwissenschaftler Alfred Willander und Ausstellungskurator Christian Rapp sind mit dem Innenleben betraut.

Schwere Geburt

Das neue "Haus der Neunten" war eine schwere Geburt. Vom Badener Beethoven-Bewusstsein zeugt zwar schon eine Gedenktafel des Männergesangsvereins aus dem Jahr 1872, das Haus wurde aber lange gewerblich genutzt, beheimatete etwa einen Kupferschmied, einen Bäcker oder zuletzt ein Antiquitätengeschäft.

Seit 1969 gehört es der Stadt, erst seit 2012 kann man es uneingeschränkt nutzen. Damals zog der letzte Mieter aus.

Eröffnung: Brusatti holt für Festival Stars nach Baden

Intendant Otto Brusatti hatte eine Vorgabe für das dreieinhalb Tage dauernde Festival „Beethoven@Baden“, in dessen Rahmen vom 23. bis 26. Oktober das sanierte Beethoven-Haus eröffnet werden soll. „Es soll ein Fest werden, bei dem möglichst viele einbezogen werden“, erklärt der Musikwissenschafter, Radiomacher und Autor. „Beethoven für alle geht fast nicht, aber es ist knapp dran.“

Otto Brusatti ist Intendant des Beethoven-Festivals
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KURIER/Markus Foschum
baden brusatti
baden brusatti
32 Veranstaltungen sind derzeit geplant – möglichst ohne zeitliche Überschneidungen. Beethoven-Heuriger, Beethoven-Clubbing und Beethoven-Brunch, die einzige Oper Fidelio als szenische Lesung und Filme von „A Clockwork Orange“ bis zur teilweise fiktiven Biografie „Immortal Beloved“. Stars wie die Violinisten Natasha Korsakova, der Pianist Christopher Hinterhuber oder Schauspieler Karl Markovics konnte Brusatti für das Festival gewinnen. „Ich mache das nicht, weil ich dazu verpflichtet bin, sondern aus reiner Freude.“ Eine Freude, welche die Kritik an den Kosten – der KURIER berichtete – etwas trübt: „Das macht schon traurig. Stellen sie sich etwa vor, die Franzosen hätten die Stadt der Europahymne, was die aufziehen würden...“

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