Ein Zuhause für 1700 Asylwerber
Der Andrang von Flüchtlingen hält trotz der kühleren Temperaturen an und damit Rettungsorganisationen, staatliche Kräfte und freiwillige Helfer auf Trab. Erst vergangene Woche wurden die erwarteten Asylanträge für das Jahr 2015 auf rund 95.000 Personen nach oben korrigiert.
Bei der Suche nach geeigneten Quartieren sei der Staat laut Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Rotes Kreuzes, überfordert. Deshalb brauche es durchaus private Betreiber, die sich dieser Aufgaben annehmen.
Einer von ihnen ist der ehemalige Unternehmensberater Herbert Eder. Mit mehr als 1700 Plätzen an 90 Standorten versorgt er derzeit die meisten Flüchtlinge in Niederösterreich. Aus dem Büro des zuständigen Landesrates Maurice Androsch heißt es, dass ohne ihn der Andrang nicht so rasch bewältigt werden hätte können.
Anfeindungen
In der Öffentlichkeit schlägt Eder so manche Anfeindung entgegen, dass er mit den Flüchtlingen etwa nur Profit mache. "Warum gibt es dann so wenig Betreiber, wenn das Geschäft so lukrativ ist? Wir haben ja kein Monopol", hält Eder entgegen. Zumal von den rund sieben Millionen Euro, die er heuer einnimmt, nach Abzug von Personalkosten und Sanierungsarbeiten nicht mehr das große Geld übrig bleibt.
Im Gegensatz zu anderen Betreibern trage er das wirtschaftliche Risiko, dass die Quartiere entsprechend ausgelastet sind. "Denn meine Arbeit ist ja nicht auf Jahre ausgelegt."
Die Betreuung der Flüchtlinge teilt sich zwischen fixen Quartierbetreuern und mobilen Mitarbeitern auf. Ein eigenes Handbuch dient den 70 Sozialpädagogen und Krankenpflegern als Richtlinie. Und alle 14 Tage werden die Unterkünfte im Auftrag des Landes von der Diakonie oder der Caritas kontrolliert.
Bei der Betreuung werden Eders Standorte kräftig unterstützt. "Wir sind in der glücklichen Lage, dass sehr viele Freiwillige uns unterstützen." Mittlerweile wurde die Hilfe strukturiert. Für die Asylwerber gibt es ein buntes Programm, vom Deutschunterricht bis zu Sport.
In den vergangenen Wochen hat Eder auch Anfragen von anderen Landesregierungen bekommen. Die Angebote hat er jedoch allesamt abgewiesen. "Mit unserer Logistik können wir die Qualität nur in einem bestimmten Radius gewährleisten." Deshalb wünscht er sich, in den übrigen Bundesländern Nachahmer zu finden. "Die Notwendigkeit ist jetzt gegeben."
Zustrom eindämmen
Aus Eders Sicht wird der Andrang an Flüchtlingen zumindest noch ein Jahr andauern. Auch wenn er gegen seine Tätigkeit spricht, der Zustrom müsse eingedämmt werden. "In den nächsten sechs bis zwölf Monaten muss es Lösungen geben, sonst sehe ich die Gefahr, dass die Stimmung kippt."
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