Als Bill Cheung in Wien-Schwechat einreiste, hatte er 30 Rubik-Würfel im Gepäck. Das kam dem Zoll verdächtig vor. Doch Cheung konnte das Missverständnis rasch klären. „Ich habe gesagt, ich habe einen Workshop gehalten“, erzählt er. Einen Workshop? Mit Würfeln?
Klar, denn Cheung ist Magier und die Würfel gehören zu seinem Standardrepertoire. Damit aber die letzten Zweifel der Zollbeamten ausgeräumt wurden, musste der 39-Jährige seine Tricks vorführen. Für ihn Standardprozedere bei Zoll und Securitys diverser Länder. In Schwechat war man jedenfalls begeistert. So sehr, dass er die Tricks sogar noch dem Chef der Zollbeamten zeigen musste.
Dass Cheung sein Handwerk versteht, zeigen die zahlreichen Auszeichnungen. So war er 2018 Weltmeister der Magie, 2017 Europameister. Nun hat er in Wiener Neustadt das „Bill Cheung Magic Theater“ eröffnet. Das erste in Österreich für sogenannte Close-up-Magic oder Tischmagie. 120 Sitzplätze zählt es, kein Platz ist weiter als fünf Meter vom Zauberkünstler entfernt. Eineinhalb Jahre hat er investiert, jedes Detail mit seiner Frau geplant und umgesetzt. Neben dem Theater gibt es noch eine Bar, die man auch für Firmenfeiern mieten kann. Demnächst will Cheung auch ein kleines Zaubermuseum einrichten.
Der 39-Jährige hat sich damit seinen letzten Traum erfüllt. „Ich hatte drei Träume: Den Weltmeistertitel, eine Weltreise, weil jedes Land eine andere Zauberkultur hat, und ein Zaubertheater“, erzählt er.
200.000 Kilometer
Die ersten beiden gingen für den gebürtigen Chinesen bereits in Erfüllung. „2019 bin ich 200.000 Kilometer geflogen“, sagt er. Der Magier tourte durch die ganze Welt, nahm an Wettbewerben in Kanada und der Schweiz teil, zauberte in Las Vegas oder Los Angeles.
Doch dann kam Corona „Plötzlich war alles gestoppt“. Da war der Zeitpunkt gekommen, sesshaft zu werden.
Spätberufen
Dabei ist Cheung erst seit 2017 Vollzeit-Zauberer, wenn man so sagen will. Eigentlich ist er nämlich Softwareentwickler, studierte in Nanjing und kam vor 18 Jahren für den Master an die TU Wien. Die Zauberei faszinierte ihn schon als junger Student. „Ich bin damals in ein dunkles Geschäft spaziert. Es war ein Zaubergeschäft. Man hat mir Kunststücke gezeigt und ich war begeistert. Dort hat mich das Zaubervirus angesteckt“, schildert er.
Cheung begann zu sparen und kaufte nach und nach sämtliche Tricks des Ladens. 2002 besuchte er sein erstes Zauber-Festival in Shanghai. „Das war für mich eine Sensation, eine neue Welt.“ 2008 nahm er schließlich selbst an seinem ersten Wettbewerb teil – und machte den 3. Platz.
Wendepunkt
Die nächsten zehn Jahre reiste er durch die Welt, von Magierkongress zu Magierkongress. 2017 gewann er in Blackpool vor 4.000 Zauberern die Goldmedaille in der Kategorie Kartenzauberkunst und den Grand Prix in Close Up Magic. Ein Wendepunkt, meint Cheung. Denn mit dem Erfolg kamen nun Auftritte in zahlreichen TV-Shows – und damit vor Laien-Publikum und nicht nur vor Kollegen.
Mit seinem Theater will er nun im dritten Genre der Zauberkunst reüssieren: Mit Live-Shows. „Zauberei bedeutet fast alles für mich. Leidenschaft, Freundschaft, Hobby und Beruf“, sagt er. Durch die Zauberei habe er viele Freunde kennengelernt. Und die – selbst Magier – werden nun auch regelmäßig in Wiener Neustadt zaubern.
„Alle Kunststücke bei meiner Show habe ich selbst erfunden“, betont Cheung. Wie jenes, bei dem er Bildern diverser Promis Spielkarten zugeordnet hat. Die Namen der Promis sind auf der Rückseite der Karten notiert. Nun soll man raten, welche etwa Marylin Monroe zugeordnet ist.
„Das Theater ist sehr interaktiv“, sagt Cheung. Jeder Gast kann und soll mitmachen, wenn er direkt vor dessen Augen amerikanische Silbermünzen in chinesische verwandelt oder einen Rubikwürfel nur mit einem Schütteln des Handgelenks löst.
Für eine Person will Cheung aber nicht regelmäßig zaubern: Seinen kleinen Sohn. „Die Magie soll ihm bleiben.“
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