Ein "Sexy Motherfucker" für die SPÖ Niederösterreich

Ein "Sexy Motherfucker" für die SPÖ Niederösterreich
Constantin Luger gilt als aussichtsreiche SPÖ-Hoffnung. Seine Erscheinung und die Liebe zu Tätowierungen brachen eine Sexismus-Debatte vom Zaun.

Er passt so gar nicht ins Schema eines Lokalpolitikers, besonders nicht im christlich-sozial geprägten Niederösterreich. Gesicht, Hals, Hände und Oberkörper tätowiert, rund um den Bauchnabel der Schriftzug „Sexy Motherfucker“ – dazu ein sehr bestimmtes und wehrhaftes Auftreten.

Constantin Luger, SPÖ-Obmann in Bad Erlach, gilt als aussichtsreicher Kandidat der Sozialdemokratie im Bezirk Wiener Neustadt. Sein Name ist untrennbar mit der Politik verbunden, der Vater war bereits 20 Jahre lang Bürgermeister in Lanzenkirchen.

"Besonderer Biss"

Der 41-Jährige studierte Musikwissenschaftler arbeitet gerade an seiner Dissertation und ist im Brotberuf Künstler, Musiker, Liedermacher und Moderator. Seinen Stil beschreibt er so: „Amüsanter, oft unbequemer und provokanter Austropop, gemacht aus Wiener Schmäh und starken Mundarttexten, und immer mit besonderem Biss für Soziales.“

Ein "Sexy Motherfucker" für die SPÖ Niederösterreich

Constantin Luger, SPÖ-Obmann in Bad Erlach

Sein Biss in politischen Fragen, das unorthodoxe Auftreten und vor allem sein äußeres Erscheinungsbild machen den 41-Jährigen zu einer Art „Enfant terrible“ der Kommunalpolitik. Für die Volkspartei war es ein gefundenes Fressen, als anlässlich seines Geburtstages kürzlich ein Foto in sozialen Netzwerken auftauchte. Es zeigte Luger in einem Wiener Kunstcafé, wie er seinen Bauch mit dem „Sexy Motherfucker“-Tattoo zur Schau stellte. In ÖVP-Kreisen im Bezirk war von einem „sexistischen Affront“ die Rede. Das Bild machte in diversen Kommunalpolitiker-Chats die Runde. Die Volkspartei überlegte die Angelegenheit öffentlich zu machen.

Wahlkampf

Für Luger ist es künstliche Aufregung, die dem niederösterreichischen Wahlkampf geschuldet ist. „Ich bin bekanntermaßen flächendeckend tätowiert. Für eine Diskussion über sämtliche meiner Tattoos fehlt mir allerdings nicht nur die Zeit, sondern auch die politische sowie persönliche Relevanz“.

Ein "Sexy Motherfucker" für die SPÖ Niederösterreich

Ihn in ein sexistisches Eck zu drängen, sei völlig absurd. „Ich bin nicht nur überzeugter Feminist, sondern auch Mitglied im Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Von diesem Versuch eines konstruierten Sexismusvorwurfs darf ich mich also klar distanzieren“, erklärt der Lokalpolitiker.

Von der SPÖ-Landespartei erhält er in der Causa völlige Rückendeckung. SPÖ-Klubobmann Reinhard Hundsmüller sieht in dem Beitrag kein „Politisches Postulat“. Es handelte sich um ein rein privates Gratulationsposting.

Künstlerische Freiheit

„Constantin Luger ist ein bekannter und anerkannter Künstler. Für ihn gilt, wie für alle Kunstschaffenden, die im Staatsgrundgesetz normierte Freiheit der Kunst. Über Geschmäcker kann man geteilter Meinung sein und im Übrigen muss man nicht jedes Posting – derer es Unzählige gibt – eines Parteimitglieds kommentieren“, erklärt Hundsmüller.

Die vielen Tattoos auf seinem Körper sind für Luger ein „Erinnerungsalbum seines Lebens“. Viele seien auf Weltreisen entstanden. Dass jemand aufgrund seines Aussehens diskriminiert werde, lehne er völlig ab. Die Entstehungsgeschichte zum „Sexy Motherfucker“-Tattoo lüftet Luger auch. Es sei ein bekannter Songtitel des Musikers Prince, den er sehr verehre.

Kommentare