Echtzeit-Notfalltraining für den nächsten Supergau
30 Jahre nach Tschernobyl und fünf Jahre nach Fukushima ist die nukleare Bedrohung rund um Niederösterreich nach wie vor hoch. Das beweist alleine ein Blick zu den tschechischen Nachbarn. Dort plant der staatliche Stromerzeuger CEZ den weiteren Ausbau der beiden Kernkraftwerke und gleichzeitig ein Atommüll-Endlager nahe der Grenze. Um für Katastrophen gerüstet zu sein, läuft derzeit eine zweitägige, internationale Strahlenschutzübungen auch mit Beteiligung des nö. Landeskrisenstabs in Tulln, um die Notfallpläne der Behörden und Hilfsorganisationen auf Herz und Nieren zu testen.
Gleich 14 Kernkraftwerke in einer Entfernung von weniger als 200 Kilometern belasten die Sicherheitslage in Österreich. Damit die Alarmierungsabläufe zwischen den Nachbarländern, Behörden und Blaulichtorganisationen sowie die Warnung der Bürger funktionieren, wird bis am Donnerstagabend ein nuklearer Unfall im Atomkraftwerk Krsko (Slowenien) in Echtzeit durchgespielt. Das genaue Ausmaß kennt keiner der Übenden, um realitätsnah proben zu können.
Im Ernstfall wird ein aufwendiges Krisenmanagement auf Bundes- und Landesebene – inklusive Polizei, Feuerwehr, Rettung, Militär, Umwelt- und Trinkwasserhygieniker und Lebensmittelaufsicht – in Gang gesetzt. Denn gelangt radioaktives Material in die Atmosphäre, muss rasch erhoben werden, welche Regionen und Flüsse bedroht und gefährdet sind.
Messstationen
Dafür haben die heimischen Behörden nicht nur mehr als 330 Messstationen auf Bundesgebiet, sondern auch Sensoren auf dem Gelände der benachbarten Kernkraftwerke, sagt Natascha Unger vom Umweltministerium. Bei Gefahr ist etwa die nö. Gewässeraufsicht angewiesen, das Wasser in der Donau, March und Thaya zu prüfen. "Dafür gibt es definierte Messpunkte", erklärt Chemikerin Martina Heckel. Das optimale Zusammenwirken der Bundes- und Landesbehörden sowie die Koordination der Probennahme sind entscheidend, um die Sicherheit der Bürger zu garantieren. "Für nukleare Unfälle müssen wir vorbereitet sein", sagt Umweltlandesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) und hofft auch auf die Vernunft der Tschechen, aus der Atomenergie auszusteigen.
Immerhin wird die Front der Atomkraftgegner größer. Über den Bau des fünften Reaktorblocks in Dukovany lässt der Nachbarort Slavetice am 10. April abstimmen.
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