Dramatisches Fleischersterben in den Städten

Friedrich Erber und seine Gattin haben ihr Geschäft verkauft
Hunderte Geschäfte haben in den vergangenen Jahren geschlossen. Es fehlen die Nachfolger.

Ende November 2015 machte Friedrich Erber Schluss. 16 Jahre lang war er für viele St. Pöltener der Experte, wenn es um Wurst und Fleisch ging. Doch jetzt geht es nicht mehr. "Ich leide unter gesundheitlichen Problemen, aber auch psychisch machte ich schwere Zeiten durch", erzählt der 50-Jährige.Seine Fleischerei in der Brunngasse hat er deshalb zum Verkauf angeboten. "Es wäre schön gewesen, wenn jemand das Geschäft weitergeführt hätte", erzählt Erber, in dessen Stimme Wehmut mitschwingt. Doch auf eine Zeitungsannonce meldete sich kein einziger Fleischermeister. "Ein Türke hat schließlich das Lokal gekauft. Er baut es zu einer Kebab-Bude um."

Dramatisches Fleischersterben in den Städten
Erbers Erzählungen bestätigen einen Trend, der in den vergangenen Jahrzehnten nicht gestoppt werden konnte: das Sterben der Fleischerbetriebe. Zählte man Anfang der 90er-Jahre noch deutlich über 600 Fleischereien in Niederösterreich, so waren es im Vorjahr nur noch knapp über 300.

"Das ist eine Entwicklung, die mir verständlicherweise keine Freude macht", sagt Rudolf Menzl, Landesinnungsmeister der Fleischer in Niederösterreich. Vor allem in den Städten sei das Sterben der Fleischereibetriebe unaufhaltsam. Ein Beispiel: Nachdem Erber seine Pforten in St. Pölten geschlossen hat, gibt es überhaupt nur noch eine Metzgerei in der gesamten Innenstadt.

Gute Qualität

Für Menzl liegen die Gründe für diese Entwicklung auf der Hand. "Man muss klar sagen, dass in den Supermärkten, auch was das Fleisch betrifft, mittlerweile sehr gute Qualität angeboten wird." Früher sei man noch zum Fleischer gegangen, wenn man auf der Suche nach einem besonderen Stück Fleisch war. "Heute bekommt man schon fast alles bei den Lebensmittelhändlern."

Auch das Problem der Nachfolge in den Betrieben sei ein eklatantes, meint der Innungsmeister. "Es ist ein sehr schöner Beruf, aber auch ein fordernder. So mancher junge Mensch will sich das einfach nicht mehr antun."

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