Neues EU-Projekt enthüllt römische Geheimnisse nördlich des Donaulime

Zusammenfassung
- Das EU-Projekt 'Roman Trails' erforscht die römische Militärpräsenz nördlich der Donau und macht sie für den Tourismus erlebbar.
- Die Donau war keine strikte Grenze, sondern ermöglichte Austausch zwischen Römern und germanischen Stämmen.
- Das Projekt zielt auf interaktive Themenwege und ein grenzüberschreitendes Tourismuskonzept bis 2028 ab.
Die Spuren der alten Römer, sie sind überall. Sie haben sich mit ihrer Kultur und ihrem Lebensstil in unserem Alltag verewigt, sich aber auch mit imposanten Stätten wie Carnuntum ein historisches Erbe gesetzt.
Doch trotz aller Forschungen und Fundstücke, die bereits entdeckt wurden – wer glaubt, alles über die Römer zu wissen, der irrt. Noch immer geben sie der Wissenschaft Rätsel auf, noch immer werden neue Aspekte entdeckt, die es zu hinterfragen gilt. Zum Beispiel, wie das Leben der Soldaten und Feldherren nördlich der Donau – und damit außerhalb des berühmten Imperium Romanum – ausgesehen haben könnte.
Neue Erkenntnisse
Genau damit beschäftigt sich das EU-Projekt „Roman Trails“, das vom Zentrum für Kulturgüterschutz der Universität für Weiterbildung in Krems geleitet wird. Im Fokus des Forschungsvorhabens steht die römischen Militärpräsenz nördlich des Donaulimes, sprich im Weinviertel sowie in Süd- und Mittelmähren. Und zwar nicht nur im Hinblick auf die Erforschung deren Geschichte, sondern auch mit dem Ansporn, diese für den Tourismus erlebbar zu machen.
„Die Donau blieb über die längste Zeit und den Großteil ihrer Länge die nördliche Grenze des östlichen Römischen Reichs“, erklärt dazu Raffaela Woller vom Zentrum für Kulturgüterschutz. Das March- und Thayatal hingegen diente den Römern als Vormarschroute gegen die germanischen Stämme, die nördlich der Donau siedelten und immer wieder in das Römische Reich einfielen. Die Flüsse spielten dabei eine zentrale Rolle, wurden sie mitunter auch als Transportweg genutzt.
"Donau war keine harte Grenze"
Die Grenzen des Imperiums waren demnach fließend. Was auch erklärt, warum im Wald- und Weinviertel, also germanischem Siedlungsgebiet, vereinzelt römische Spuren in archäologischen Befunden nachgewiesen werden konnten. „Wir wissen daher, dass die Donau keine harte Grenze war, sondern es durchaus Austausch zwischen den Römern und der germanischen Bevölkerung gab. Aber wie dieser genau aussah, wissen wir – noch – nicht“, sagt Woller.
Was sich durch die Erforschung der „Roman Trails“ ändern soll: Durch moderne geophysikalische Prospektionsmethoden und Luftbildarchäologie konnten bereits mehrere römische Militäranlagen entlang der March und Thaya nachgewiesen werden. „Nun gilt es, die historische Analyse der neuen Befunde zu diskutieren und die römische Geschichte der Region zu beleuchten“, so Woller über die nächsten Schritte.
Der zentrale Output des Projekts soll jedoch ein grenzüberschreitendes Tourismuskonzept der Weinviertelregion und Südmähren sein. Deshalb arbeiten die Experten aus Krems eng mit dem Archäologischen Institut der Akademie der Wissenschaften in Brünn zusammen.
Geschichte vermitteln
Konkret handelt es sich dabei um interaktive Themenwander- und Radwege sowohl auf österreichischer wie auch auf tschechischer Seite, entlang derer die römische Geschichte der Region erzählt wird. Archäologische Landschaften und Fundobjekte, die in 3D modelliert werden, Workshops und Aktivitäten sollen die römische Welt mit allen Sinnen erlebbar machen. „Das Projekt „Roman Trails“ setzt damit auf einen interaktiven Zugang und möchte so viele Zielgruppen wie nur möglich ansprechen“, schildert Woller die Vision.
Der Abschluss des Projekts ist für das Frühjahr 2028 geplant.
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