„Ich bin das Thema damals angegangen, weil ich in Poysdorf wohnhaft war und dann sogar Bürgermeister der Gemeinde wurde. Das war politisch also nicht mutig, es war aufgelegt“, sagt er. Damals, das war im Jahr 1998, als Wilfing noch Bundesrat war. Und entgegen aller Ratschläge – auch vom damaligen ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll höchstpersönlich – beschloss er, die Nordautobahn zu seinem politischen Leitthema zu machen.
Neu war die Idee nicht. Sogar die Nationalsozialisten hatten schon mit dem Bau einer solchen Strecke geliebäugelt. Doch die Öffnung der Grenze war ein Knackpunkt – im Guten wie im Schlechten. Denn für die Wirtschaft taten sich damit ganz neue Möglichkeiten auf, die jedoch auch eine ganze Menge mehr Verkehr brachten. Und mit der EU-Erweiterung 2004 stieg dieser nochmals immens an, vor allem der Schwerverkehr.
Harter Kampf
„In Poysdorf wurden bis zu 19.000 Fahrzeuge pro Tag gezählt. Wenn du die Straße queren wolltest, musstest du eine Viertelstunde einplanen. Poysdorf war eine geteilte Stadt“, schildert Wilfing die damalige Verkehrssituation. In anderen Orten war die Lage keinesfalls besser; bis zu 22.000 Fahrzeuge rollten beispielsweise durch Eibesbrunn. Für Wilfing war daher klar: Eine bloße Spurerweiterung der berühmt-berüchtigten Bundesstraße 7 ist für die Region zu wenig. „Nur eine Autobahn machte Sinn“, ist er bis heute überzeugt.
War Wilfing Ende der 1990er-Jahre noch mit Rücktrittsaufforderungen konfrontiert, wurden die Rufe aus der Bevölkerung für eine Autobahn immer lauter. Fast jeden Tag habe Wilfing daher nachgefragt, wie es um das Projekt steht – und auch Druck gemacht, wie er offen zugibt.
Positive Entwicklung
„Mutig von mir war, dass ich mich immens mit Bundesregierung, Landesregierung und den ganzen bürokratischen Mühen herumgeschlagen habe“, sagt Wilfing rückblickend. Einem Ministerialrat des damaligen Verkehrsministeriums wird ein Telefonat mit dem Poysdorfer wohl noch lange in Erinnerung geblieben sein; nachdem sich Gutachten immer wieder verzögert hatten, drohte Wilfing damit, seine Telefonnummer in einer Postwurfsendung abzudrucken.
„Diese Leute wussten eben auch ganz genau, dass ich so etwas wirklich gemacht hätte!“, muss Wilfing lachen. Und auch die Landesgrenzen konnten ihn dabei nicht ausbremsen; so organisierte er ein Schreiben des tschechischen Verkehrsministers, der versprach, die Autobahn auch nach der Grenze weiterzubauen.
Eine Zusage, die Tschechien bis heute schuldig geblieben ist. Obwohl laut neuesten Meldungen geplant sein soll, den Lückenschluss zwischen Drasenhofen und Brünn bis 2031 abzuschließen.
Die Weinviertelautobahn ist hingegen nicht mehr wegzudenken. 2010 wurde der erste Teilabschnitt eröffnet, 2019 der letzte – die A5 feiert heuer also ein Jubiläum. Und seit ihrem Bestehen jede Menge Erfolge: Die Arbeitsplätze in der Region sind gestiegen, die Bevölkerungszahl ebenso. Massiv profitiert hat auch der Tourismus. Und manches ist zum Glück auch weniger geworden: Gab es auf der B7 im Schnitt acht Verkehrstote pro Jahr, sind es auf der A5 statistisch gesehen weniger als eine Person.
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