Die A5 wird 15 Jahre alt: „Nur eine Autobahn machte Sinn“

Für Karl Wilfing ist die Weinviertelautobahn sein politisches Lebenswerk. Der KURIER begleitete das Projekt von Stunde Null an.
Zusammenfassung
- Die Weinviertelautobahn A5 gilt als größtes politisches Projekt von Karl Wilfing.
- Der Bau der Autobahn führte zu einer Entlastung der überlasteten Straßen und förderte Wirtschaft, Tourismus und Bevölkerungswachstum.
- Der erste Teilabschnitt wurde 2010 eröffnet, der letzte 2019. Die A5 brachte erhebliche Verbesserungen in der Verkehrssicherheit.
Das Weinviertel ohne Weinviertelautobahn? Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Der schnellste Weg in den Norden oder Richtung Brünn führt nun einmal über die Strecke, die zwischen Eibesbrunn und Drasenhofen verläuft.
Doch die rund 57 Kilometer, die durch den Bezirk Mistelbach verlaufen, sind keine Selbstverständlichkeit. Sie sind hart erkämpft. Und eng verbunden mit einem Mann, der die Strecke als sein „größtes politisches Projekt“ bezeichnet: ÖVP-Landtagspräsident Karl Wilfing.
„Ich bin das Thema damals angegangen, weil ich in Poysdorf wohnhaft war und dann sogar Bürgermeister der Gemeinde wurde. Das war politisch also nicht mutig, es war aufgelegt“, sagt er. Damals, das war im Jahr 1998, als Wilfing noch Bundesrat war. Und entgegen aller Ratschläge – auch vom damaligen ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll höchstpersönlich – beschloss er, die Nordautobahn zu seinem politischen Leitthema zu machen.
Neu war die Idee nicht. Sogar die Nationalsozialisten hatten schon mit dem Bau einer solchen Strecke geliebäugelt. Doch die Öffnung der Grenze war ein Knackpunkt – im Guten wie im Schlechten. Denn für die Wirtschaft taten sich damit ganz neue Möglichkeiten auf, die jedoch auch eine ganze Menge mehr Verkehr brachten. Und mit der EU-Erweiterung 2004 stieg dieser nochmals immens an, vor allem der Schwerverkehr.
Harter Kampf
„In Poysdorf wurden bis zu 19.000 Fahrzeuge pro Tag gezählt. Wenn du die Straße queren wolltest, musstest du eine Viertelstunde einplanen. Poysdorf war eine geteilte Stadt“, schildert Wilfing die damalige Verkehrssituation. In anderen Orten war die Lage keinesfalls besser; bis zu 22.000 Fahrzeuge rollten beispielsweise durch Eibesbrunn. Für Wilfing war daher klar: Eine bloße Spurerweiterung der berühmt-berüchtigten Bundesstraße 7 ist für die Region zu wenig. „Nur eine Autobahn machte Sinn“, ist er bis heute überzeugt.

Die Finanzierung erfolgte durch ein einzigartiges Public-Private-Partnership-Projekt.
War Wilfing Ende der 1990er-Jahre noch mit Rücktrittsaufforderungen konfrontiert, wurden die Rufe aus der Bevölkerung für eine Autobahn immer lauter. Fast jeden Tag habe Wilfing daher nachgefragt, wie es um das Projekt steht – und auch Druck gemacht, wie er offen zugibt.
Positive Entwicklung
„Mutig von mir war, dass ich mich immens mit Bundesregierung, Landesregierung und den ganzen bürokratischen Mühen herumgeschlagen habe“, sagt Wilfing rückblickend. Einem Ministerialrat des damaligen Verkehrsministeriums wird ein Telefonat mit dem Poysdorfer wohl noch lange in Erinnerung geblieben sein; nachdem sich Gutachten immer wieder verzögert hatten, drohte Wilfing damit, seine Telefonnummer in einer Postwurfsendung abzudrucken.
„Diese Leute wussten eben auch ganz genau, dass ich so etwas wirklich gemacht hätte!“, muss Wilfing lachen. Und auch die Landesgrenzen konnten ihn dabei nicht ausbremsen; so organisierte er ein Schreiben des tschechischen Verkehrsministers, der versprach, die Autobahn auch nach der Grenze weiterzubauen.
Länge
Die A5 misst 57 Kilometer und verbindet Eibesbrunn und Drasenhofen
Baustart
2007 wurde mit dem Bau des ersten Abschnitts begonnen. 2019 wurde das letzte Teilstück freigegeben
32 Prozent
mehr Tourismus konnten seit Bau der A5 im gesamten Weinviertel verzeichnet werden. Gestiegen sind auch die Baulandpreise in der Region
Eine Zusage, die Tschechien bis heute schuldig geblieben ist. Obwohl laut neuesten Meldungen geplant sein soll, den Lückenschluss zwischen Drasenhofen und Brünn bis 2031 abzuschließen.
Die Weinviertelautobahn ist hingegen nicht mehr wegzudenken. 2010 wurde der erste Teilabschnitt eröffnet, 2019 der letzte – die A5 feiert heuer also ein Jubiläum. Und seit ihrem Bestehen jede Menge Erfolge: Die Arbeitsplätze in der Region sind gestiegen, die Bevölkerungszahl ebenso. Massiv profitiert hat auch der Tourismus. Und manches ist zum Glück auch weniger geworden: Gab es auf der B7 im Schnitt acht Verkehrstote pro Jahr, sind es auf der A5 statistisch gesehen weniger als eine Person.
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