Die Ziesel werden zum Problem

Am Straßenrand „bedanken“ sich die Ziesel bei vorsichtigen Autofahrern. Für Winzer werden die Tiere aber zur Plage.
Kleine Nager werden zur Plage: Bürger fürchten sich vor Starkregen und einem Hangrutsch.

Putzig sehen sie aus, die Ziesel in den Weingärten. Scheu? Fehlanzeige. "Sie sind fast schon handzahm", erzählt Anrainerin Kerstin Gausterer aus Krems. "Sie schauen ja lieb aus, aber die große Population macht Probleme", sagt Kellernachbarin Renate Wenko.

Bis vor zehn Jahren waren die Ziesel in der Region kaum vorhanden. Seither ist die Population stark gestiegen, vor allem in den vergangenen eineinhalb Jahren. "So richtig sind sie mir im Vorjahr während der Weinlese aufgefallen", erinnert sich Mario Kermer, Obmann des Kremser Weinbaugebietes "In der Leithen".

Durch die Trockenheit im diesjährigen Sommer wurde jedoch das Futter für die Tiere knapp. Neue Nahrungsquellen wurden gesucht. Und gefunden. Im Gemüsebeet von Wenko, dass extra mit Maschendrahtzaun geschützt war, wurden Gurken und Zucchini vernascht. Wenige Meter entfernt wurde ein kompletter Zweig eines Pfirsichbaumes kahl gefressen. Und auch die Weintrauben sind vor den Tieren nicht sicher. "Die Ziesel können wirklich gut klettern. Pfirsiche und Weintrauben lieben sie heiß", gesteht Ziesel-Expertin Ilse Hofmann.

Wie Emmentaler Käse

Die Anrainer der Kellergasse machen sich auch über eine andere Gefahr sorgen: Die Angst vor Starkregen und einem Hangrutsch ist groß. Die Lehmwand, die sich hinter den Kellern hochstreckt, ist mit Löchern übersät. "Wie ein Emmentaler Käse", sagt Kermer. Und Wenko ergänzt: "Bei uns hat jeder Winzer schon seinen eigenen 18-Loch-Golfplatz." Eine Daumenregel, so Hofmann: "Zu jedem Loch gehört ein Tier."

Gibt es jedoch einen Starkregen oder ein heftiges Gewitter, könnten die Löcher schließlich ausgespült werden und die Lehmschichten runterbrechen. "Das kann jederzeit runterkommen", warnt Gausterer. Beim Hochwasser 2002 war die Kellergasse über einen halben Meter mit Schlamm überzogen.

Und auch so mancher Keller sei durch die ständige Bewegung im Erdreich bereits betroffen. Viele Kellerröhren würden nur mit Natursteine gestützt. Die Folge: Zwischen den Fugen bröseln immer wieder feine Erdsedimente von der Decke. Ob die Deckenkonstruktion deshalb irgendwann nachgibt, könne man derzeit aber nicht vorhersagen.

Eine Lösung für das Problem. Fehlanzeige. "Uns sind die Hände gebunden", klagt Kermer. Denn die Tiere stehen seit Jahrzehnten unter Artenschutz. Und auch die natürlichen Feinde, wie etwa Adler, würden zwar immer wieder über die Weingärten kreisen, aber die Ziesel nicht angreifen.

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