Der Herbst 2022 ist einer der wärmsten der Messgeschichte, der November setzt diesen Trend fort. Doch während man im Tal beim Punschtrinken am Adventmarkt bei angenehmen zehn Grad Plus in der Daunenjacke fast schon ins Schwitzen gerät, schaut es am Berg völlig anders aus.
Was etliche Wanderer komplett falsch einschätzen. Die Übergangszeit zwischen Herbst und Winter ist laut Bergrettern in Ostösterreich auch die vermutlich gefährlichste Zeit des Jahres. Bis zu 30 Zentimeter Schnee liegen bereits auf der Aflenzer Bürgeralpe (Steiermark), am Ötscher oder auf den beliebtesten Ausflugsbergen der Wiener, dem Schneeberg und der Rax (NÖ).
Die „Turnschuh-Saison“ ist vorbei, meint Karl Tisch. Er ist Bergretter und Lawinen- und Wettermelder für den NÖ Lawinenwarndienst. „Wer eine Wanderung unternimmt, muss ab 1.000 Meter Seehöhe mit tief winterlichen Bedingungen rechnen“, erklärt Tisch.
Die starken Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht verschärfen die Lage. Tagsüber kann es leicht tauen, wodurch sich die ohnedies ausgesetzten Klettersteige nachts in eine Eislandschaft verwandeln, warnt der Landesgeschäftsführer der NÖ Bergrettung, Lukas Turk. „Ohne Steigeisen oder Grödeln (Anm. leichtere Steighilfe) hat man keine Chance. Sie gehören unbedingt zur Ausrüstung bei einer Bergtour“.
Wie schnell eine winterliche Wanderung in eine lebensbedrohliche Lage umschwenken kann, haben zwei Wanderer in der Nacht auf Montag auf der Rax am eigenen Leib verspüren müssen. Die Männer waren bereits um 7.30 Uhr früh zu einer Tour über die Wildfährte auf die Heukuppe und via Karl-Ludwighaus und Habsburghaus zurück gestartet. „Dann ist das passiert, was oft im Herbst vorkommt. Sie wurden von der rasch einsetzenden Dunkelheit überrascht“, sagt Turk. Sonnenuntergang ist aktuell bereits um 16.05 Uhr.
Beim Abstieg durch den Schüttersteig verlor das Duo auf 1.300 Metern Seehöhe in der Finsternis die Orientierung und setzte gegen 18.40 Uhr einen Notruf ab. „Am Einsatzort hatte es etwa 25 Zentimeter Schnee, außerdem Minusgrade. Obwohl die Wanderer verhältnismäßig früh gestartet sind, ist diese umfangreiche Tour bei dieser Schneelage und offenbar ohne Gebietskenntnis selbst bei Tageslicht nur schwer zu bewältigen“, heißt es bei der Bergrettung.
Nach einer Suchaktion wurden die in Bergnot geratenen Männer von den Einsatzkräften gefunden und sicher ins Tal gebracht.
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