Da erfuhr die Truppe, dass ihr Standort ein Ablaufdatum erhalten hat. Am Montag erfolgte dann die offizielle Bestätigung durch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP). Sie verkündeten, dass ab 2025 auf dem vier Kilometer entfernten Garnisonsübungsplatz Totenhauer eine neue Kaserne gebaut werden soll. Hier werden künftig 600 Personen Platz finden.
Die alte Kaserne, im Jahr 1937 eingeweiht, wird dem Erdboden gleichgemacht. Die Projektkosten belaufen sich auf rund 150 Millionen Euro.
Dass in Niederösterreich nach 40 Jahren wieder ein neuer Militärstandort entsteht, hat mehrere Gründe. Zum einen verfügt das Heer aufgrund der Budgeterhöhung über einen größeren finanziellen Spielraum.
16,6 Milliarden Euro sollen bis 2032 investiert werden, die Einkaufsliste der Militärs ist lang: Neben neuen Flugzeugen, Drohnen, Schützenpanzern, Fahrzeugen und einer Luftabwehr müssen auch viele Kasernen dringend saniert werden.
„Einige Zimmer sind nicht mehr recht schön, da gibt es noch Stockbetten“, sagt ein Grundwehrdiener, der in der in die Jahre gekommenen Bolfras-Kaserne als Mechaniker tätig ist und eine kurze Pause für eine Zigarette nutzt.
Mistelbach gilt unter den 23 Kasernen in Niederösterreich aber auch deshalb als Spezialfall, weil die Soldaten direkt neben dem Landesklinikum Mistelbach einquartiert sind. In der Vergangenheit gab es deshalb immer wieder Beschwerden wegen Lärmbelästigung, wenig optimal ist auch, dass eine Bahnstrecke durch das Areal führt. Außerdem herrsche in den Gebäuden mittlerweile ein akuter Platzmangel, heißt es.
„Durch die Verlegung ergeben sich deshalb ganz neue Perspektiven für die Stadt“, sagt Mikl-Leitner, die sich am 29. Jänner 2023 einer Landtagswahl stellen muss.
Was mit dem alten Kasernenareal tatsächlich passieren wird, ist noch unklar. Wo Jahr für Jahr bis zu 300 Rekruten ausgebildet werden, könnten sich künftig Gewerbebetriebe ansiedeln, meint Bürgermeister Erich Stubenvoll (ÖVP). Möglicherweise könnte auch das Klinikum künftig freie Flächen nutzen, man werde sich die Möglichkeiten nun im Detail ansehen, so Stubenvoll.
Was die neue Kaserne am Übungsplatz Totenhauer aber können muss, steht schon fest: sie soll autark sein – wie alle anderen 100 Kasernen in Österreich auch.
Es ist eines der Lieblingsprojekte Tanners, im Herbst des Vorjahres wurden die Pläne präsentiert. Man will in der Frage der Energie, der Verpflegung, der Wärme- und Treibstoffversorgung sowie der Wasser- und Sanitätsversorgung unabhängig von äußerlichen Einflüssen sein und sich vollkommen selbstständig versorgen können.
Diese Umstellung sei nötig, denn die Risikobedrohung sei ganz klar: „Die Frage ist nicht ob, sondern wann der Blackout kommt“, betonte Tanner.
Zu tun gibt es noch einiges, denn bis 2025, so die Verteidigungsministerin damals, soll das Vorhaben umgesetzt sein. Dafür nimmt das Heer 90 Millionen Euro in die Hand. „Wir haben lange darauf warten müssen, dass endlich wieder in die Truppe investiert wird“, sagt ein Offizier im KURIER-Gespräch. Nachsatz: „Hoffentlich werden die Versprechungen auch eingehalten. In der Politik ändert sich ja alles immer recht schnell.“
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