Deutsche wollen Weiße Tiger zurück
Hunderte Mails und Briefe habe er erhalten, sagt Herbert Eder, Chef des Kameltheaters in Kernhof, Bezirk Lilienfeld. "Alle freuen sich mit uns mit, die Tiger-Drillinge sind einfach eine Sensation."
Über einen Brief wird sich Eder allerdings weniger gefreut haben: eine Vorladung vom Landesgericht St. Pölten. Denn kommenden Freitag wird ein Richter entscheiden, ob die Drillinge samt Tiger-Mama "Burani" in ihrem Gehege in Kernhof bleiben dürfen.
Es ist der Höhepunkt eines skurrilen Rechtsstreites mit dem sich Eder seit Monaten konfrontiert sieht. Der Hintergrund ist schnell erzählt: Im Vorjahr lieh sich Eder die weiße Tigerin "Burani" von einem deutschen Safarizoo aus. Der weiße Tiger sollte für Nachwuchs sorgen, der Herr im Haus, "Samir", stand schon bereit. Einige Monate später durfte sich das Team über putzige Drillinge freuen.
Kaufoption
Mittlerweile fletschten auch die Juristen die Zähne. Denn der Leihvertrag war befristet und beinhaltete eine Kaufoption. Eder, so berichtet der Anwalt der Gegenseite, Michael Cermak, hatte angekündigt, dass er das Tier zurückbringen würde. "Doch das ist nie passiert." Damit habe er auch auf die Kaufoption verzichtet.
"Deswegen haben die Deutschen geklagt. Aus juristischer Sicht ist die Sachlage eindeutig", erklärt Cermak im Gespräch mit dem KURIER. Er gehe davon aus, dass der Leiter des Kameltheaters nicht nur "Burani", sondern auch die Tiger-Drillinge nach Deutschland zurückgeben muss. "Denn den Nachwuchs hat er dem Safaripark ganz einfach verschwiegen."
Eder will diese Vorwürfe so nicht auf sich sitzen lassen. Er habe deshalb zugewartet, weil er Informationen aus Deutschland bekommen habe, dass "weiße Tiger nach China gebracht und dort zu Potenzmittel verarbeitet werden. Außerdem habe ich die Kaufoption rechtzeitig gezogen und Geld überwiesen. Ich kann das auch belegen."
Tierschützer
Der Kameltheater-Chef ist sich sicher, dass die weißen Tiger auch weiterhin in Kernhof zu besichtigen sein werden. "Die Drillinge sowieso. Das ist ja absurd, dass die Deutschen plötzlich Besitzansprüche anmelden wollen." Er sei ob des Prozesses "gelassen".
Eder stand mit den weißen Tigern vor einigen Tagen schon einmal in der Kritik - der KURIER berichtete. Der österreichische Tierschutzverein warf ihm "Lüge, Täuschung und Qualzucht" vor. "Mit der Zucht von weißen Tigern nimmt jeder Halter aufgrund des hohen Inzuchtgrades das extrem hohe Risiko von genetischen Problemen, also Missbildungen, billigend in Kauf", zeigte sich der Vereinsvorsitzende Erich Goschler empört. Eder wies alle Anschuldigungen von sich.
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