Einen ähnlich gelagerten Fall vermutet die Anklagebehörde auch rund um das Senecura-Heim in Sitzenberg-Reidling im Bezirk Tulln. Hier sollen ebenfalls vier Mitarbeiter, drei Frauen und ein Mann, Bewohner misshandelt haben. Wie berichtet, reagierte Senecura sofort nach dem Aufkommen der Vorwürfe. Das Quartett wurde vom Dienst freigestellt.
Noch im heurigen Jahr könnten den Tatverdächtigen (30 bis 45 Jahre alt) in St. Pölten der Prozess gemacht werden. Die Vorwürfe wiegen laut Leopold Bien, Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten, jedenfalls schwer: Es geht um fortgesetzte Gewaltausübung und sexuellen Missbrauch. Unter anderem sollen die Patienten nicht genügend Nahrung bekommen haben, von Schlägen ist die Rede, manche Opfer mit Medikamenten ruhig gestellt worden sein. Einem Bewohner soll ein Duschkopf in den After eingeführt worden sein, heißt es.
Und wie auch schon im Fall Kirchstetten konnten Ermittler die Inhalte einer Whatsapp-Gruppe sicherstellen, die bei der Verhandlung thematisiert werden sollen.
Whistleblower-Website
Die vier ehemaligen Mitarbeiter haben die Vorwürfe laut ihrem Rechtsanwalt Stefan Gloß bislang bestritten. Senecura richtete im Zuge der Ermittlungen eine „Whistleblower-Website“ ein, die dem Personal für anonyme Hinweise auf Missstände zur Verfügung steht. Eine interne Untersuchungskommission wurde ebenfalls eingesetzt. Zudem kündigte die Pflegeanwaltschaft des Landes Niederösterreich an, die Senecura-Einrichtungen in Niederösterreich zu prüfen.
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