Tierischer Migrant: Der Goldschakal ist zurück
Ein junger zwölf Kilo schwerer Goldschakal, der am Mittwoch im Norden von Wien von einem Auto getötet wurde, liefert die Bestätigung, dass seine Spezies auch in der Bundeshauptstadt längst ansässig ist. Vor fast genau elf Jahren war es ebenfalls eine Autokollision, nach der bei Wiener Neudorf ein toter Goldschakal der erste Beweis für die Existenz der Raubtiere in Niederösterreich war.
Mittlerweile ist die dem Fuchs täuschend ähnliche Tierart in allen Bundesländern bis auf Vorarlberg nachgewiesen. Aus Südosteuropa zugewandert ist der Goldschakal in NÖ jedenfalls fix angekommen. „Wir haben einige Gruppennachweise, die alle aus den niederösterreichischen Grenzgebieten, und zwar aus allen Himmelsrichtungen, kamen“, bestätigt Jennifer Hatlauf vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der Wiener Uni für Bodenkultur. Die Population wachse und auch die Zahl der Meldungen über Sichtungen nehme stetig zu, berichtet die Wissenschafterin aus einem 2015 gestarteten Forschungsprojekt.
Zuzug
Steigende Temperaturen hierzulande und die gute Anpassungsfähigkeit ließen den Goldschakal, der zur Familie der Hunde gehört, sesshaft werden. Die Art hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von seinem ursprünglichen Lebensraum auf dem Balkan auf natürliche Weise in Europa ausgebreitet. Mittlerweile gibt es Nachweise bis nach Norwegen.
Seit 1987 gibt es vereinzelte Nachweise in Österreich. Das wird auch aus den Reihen der Jägerschaft bestätigt. „Ja es kommt immer wieder zum Zusammentreffen mit Goldschakalen. Sie werden auch immer wieder erlegt“, sagt Sylvia Scherhaufer, die Generalsekretärin des NÖ Jagdverbandes. Die Jägerschaft habe aber keine Daten darüber, wie verbreitet die Population mittlerweile ist.
Population steigt
Jedenfalls sehen die Jäger die Zunahme des vierbeinigen Einwanderers sehr kritisch. „Der Goldschakal ist für uns wirklich ein Thema, weil er als Räuber mit seiner Größe weder Rehkitz noch Bodenbrüter verschont“, so Scherhaufer. Statistiken über die Goldschakale in den Revieren müssen die Jäger nicht anlegen. Auch die Zahl der Abschüsse muss in NÖ weder gemeldet noch dokumentiert werden.
Scherhaufer und Hatlauf bestätigen auch, dass Goldschakale, anders als der Zuwanderer Wolf, für die Landwirtschaft eher keine Gefahr darstellen. Für den Menschen sind die sehr scheuen Goldschakale schon gar keine.
Auch bei Aussagen über die Bedrohung für das Wild ist Forscherin Hatlauf skeptisch. Solange es zu wenige Analysen über die Mageninhalte von geschossenen Tieren gibt, könne man den Schaden für das Wild nicht bemessen, sagt sie. Deshalb sei es wichtig, dass ihrem Institut möglichst viele tote Schakale gemeldet und zur Verfügung gestellt werden. Über die aufgenommene Nahrung könnte man zur Lebensweise des Schakals wertvolle Erkenntnisse erzielen.
Unterscheidung
Ebenso sind Berichte über Sichtungen der Tiere wertvoll. Dafür gelte es wichtige Unterscheidungsmerkmale zwischen der Schakal-Art und Füchsen zu kennen. Mehr als die Hälfte der am Institut eingehenden Meldungen stelle sich letztendlich als Fuchssichtung heraus.
„Für das ungeübte Auge sind beide leicht zu verwechseln. Unterscheidungsmerkmale sind unter anderem der deutlich kürzere Schwanz des Goldschakals und seine hellen Ohren“, erklärt Hatlauf. Der Goldschakal ist etwas größer als der Fuchs. Auch Jäger würden durch räudige Füchse, deren Fell sich ins Rötliche gefärbt ist, oft in die Irre geführt.
Über genaue Untersuchungen des in Wien gefundenen Tieres erhoffen sich die Forscher jetzt neue Erkenntnis über die Anpassungsfähigkeit des Goldschakals.
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